Das Milchkaffeegetränk Lattesso, hergestellt von der Freiburger Firma Cremo, gibt es in der Migros, im Coop, bei Aldi, Lidl oder an zahlreichen Kiosken zu kaufen. Der Wachmacher hat seinen Preis, den viele gerne bezahlen.
Doch wie viel verdient ein Detailhändler an solch einem Produkt? Die Margen sind deren bestgehütetes Geheimnis. Im Fall der Mitnehm-Kaffeedosen von Lattesso hat der «K-Tipp» nun offenbar Zugang zu geheimen Dokumenten erhalten. Diese zeigen für das Referenzjahr 2021, dass die Marge etwa bei der Migros deutlich höher war als bisher angenommen. Die Bruttomarge war zuvor mit rund 40 Prozent veranschlagt worden, aus den Unterlagen beim K-Tipp geht jedoch eine Bruttomarge von über 65 Prozent hervor.
Die Rechnung für einen Lattesso Cappuccino mit 250 Millilitern Inhalt sieht wie folgt aus:
- Milch, 190 Milliliter: 11 Rappen
- Arabica-Kaffee und Schokoladenpulver: 8 Rappen
- Zucker: 1 Rappen
- Verpackung: 23 Rappen
- Herstellung, Vertrieb, Marge Hersteller: 37 Rappen
Für das Getränk bezahlte die Migros folglich 80 Rappen. Bei einem Ladenpreis von 2.35 Franken blieben somit dem Detailhändler 1.55 Franken. Das sind 66 Prozent oder zwei Drittel des Gesamtpreises. 1.55 bei der Migros – also rund zwei Drittel. Mit dieser Bruttomarge müssen zwar noch Ladenkosten, Löhne, Steuern und mehr bezahlt werden. Doch der Reingewinn dürfte immer noch stolz sein.
Bei anderen Detailhändlern sieht es möglicherweise noch besser aus. Einige von ihnen haben laut dem K-Tipp vorliegenden Unterlagen für den Lattesso-Cappuccino gar nur 66,5 Rappen im Einkauf hingeblättert.
Detailhändler streiten die Zahlen ab
Gegenüber Blick streiten sowohl die Migros als auch der Hersteller Cremo die genannte Zahlen «vehement» ab. Wegen des Geschäftsgeheimnisses dürfen zwar Margen und Einkaufspreise nicht genannt werden. Cremo-Sprecher Thomas Zwald sagt allerdings, dass der erwähnte Kaufpreis der Migros «nichts mit dem effektiv gezahlten Preis zu tun hat». Migros-Sprecher Marcel Schlatter ergänzt, die kolportierten Zahlen seien «massiv daneben».
An die Daten gekommen ist der K-Tipp voraussichtlich im Nachgang zur Cyberattacke, deren Opfer Cremo letztes Jahr wurde und die weiterhin Gegenstand einer strafrechtlichen Untersuchung ist. Das würde doch aber heissen, dass die im K-Tipp geäusserten Zahlen korrekt sind. Zwald winkt ab: «Da wurde vieles falsch interpretiert.»
Wäre die Bruttomarge zutreffend, wäre sie jedenfalls über 2,5 Mal höher als beispielsweise jene für vergleichbare Milchprodukte bei Detailhändlern in Frankreich. Heute kostet der Lattesso Cappuccino bei der Migros übrigens 2.50 Franken.