Das Datenleck «Cyprus Confidential» zeigt: 20 Oligarchen hatten in der Zeit nach der Krim-Invasion 2014 durch Russland Konten in der Schweiz. Der Schweizer Bankenplatz wird den Verdacht nicht los, von Geld aus Unrechtsstaaten zu profitieren. Mittlerweile haben UBS und Co. die reichen Russen ausgebootet. Sie machte dies, nachdem die US-Behörden bereits 2021 bekanntgaben, russische Finanz-Schlupflöcher nicht mehr zu tolerieren. Recherchen von «Tamedia» zeigen: Ausgerechnet US-Banken scheinen die heiklen Kunden danach aufgenommen zu haben.
Wie das neue Datenleck enthüllte, hatte die UBS im Moment der US-Warnung vor zwei Jahren noch zahlreiche Top-Oligarchen als Kunden. Unter anderem der Multimilliardär und ehemaliger Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch (57) gehörte zu den Kunden. Insgesamt steckten 50 Milliarden Dollar Russengelder in der grössten Schweizer Bank. Die UBS baute das Risiko jedoch rasch ab: «Ich weiss, dass die UBS eine der ersten Banken war, die beim Thema Russland aufgeräumt hat», sagt eine UBS-externe Quelle am Finanzplatz Zürich.
Im Zuge dieser Aufräumaktion wurde selbst Schweizer Anwälten, Notaren, Treuhändern und Vermögensberatern gekündigt, die bei russischen Geschäften aktiv waren. Die Russlandgelder schrumpften dabei auf 20 Milliarden Dollar, wobei 2 Milliarden wegen der Sanktionen eingefroren sind. Ein Teil ging zurück nach Russland. Ein beträchtlicher Teil blieb aber im Westen. Denn andere Banken verpassten die Veränderung der politischen Grosswetterlage und nahmen der UBS ihre Problemkunden ab.
«Scheinheiliges» Verhalten der USA
Insider sagen, dass ein guter Teil der riskanten Gelder von der UBS zu Banken in London, Paris und New York flossen. Es ist ein äusserst brisanter Vorwurf. Denn noch im März erhob Scott Miller, der US-Botschafter in der Schweiz, in einem Interview mit der «NZZ» noch den Mahnfinger. «Die Schweiz sollte nicht zur Umgehung von Sanktionen gegen Russland benutzt werden können.» Von Tamedia angefragte Banken in den USA und Frankreich wollen sich zu den Vorwürfen nicht äussern. Auch die Finma verzichtete auf eine Antwort zum Thema.
Zwar flossen einige Gelder auch zu Schweizer Banken, wie etwa der Credit Suisse. Und auch nach Kriegsbeginn gab es hierzulande Banken, die weiter mit problematischen Russen geschäfteten. Dennoch zeigen sich Schweizer Banker empört.
«Das Verhalten der USA ist nicht nur scheinheilig, es ist ganz klar ein Angriff auf unseren Finanzplatz», sagt Hans-Peter Portmann (60), FDP-Nationalrat und Vizepräsident des Zürcher Bankenverbandes. «Schon seit Jahren wollen die USA den Schweizer Finanzplatz schwächen, machen aber selbst die Türen für alles Geld weit auf. Doch solange der US-Dollar die Leitwährung ist, haben wir keine Chance, dagegen anzukämpfen.» (sak)