Auf einen Blick
- Mittelzentren wie Locarno und Vevey besonders attraktiv
- Top-Verdiener bevorzugen auch Städte wie Zürich
- Drei von vier Umzügen innerhalb von zehn Kilometern
Die Suche nach einer neuen Wohnung ist ein schwieriger Entscheid: Verkehrsanbindungen, Freizeitangebot, Mietkosten und Steuern sind zentrale Kriterien bei der Wahl des Wohnorts. Doch wo wohnt es sich am besten? Eine Antwort darauf liefert der aktuelle Wohnattraktivitätsindex (WAI) der UBS.
Die Grossbank hat die attraktivsten Gemeinden für Familien mit zwei Kindern in 13 Regionen im Land ermittelt. In den Index fliessen 35 Variablen aus drei Bereichen ein. Eine üppige Infrastruktur, ein vielfältiges Freizeitangebot und tragbare Lebenshaltungskosten. «Die drei Zugpferde», wie sie UBS-Ökonomin Katharina Hofer nennt.
Mittelzentren schneiden besonders gut ab
Bei der Infrastruktur schaue man unter anderem die Erreichbarkeit an, so die Ökonomin. Wie schnell ist man in einem Zentrum? Auch die Ladendichte zum Einkaufen spielt eine Rolle. Genauso wie die Distanz zur nächsten Arztpraxis oder einem Spital. Oder auch, wie gross das Bildungsangebot ist.
Besonders gut schneiden aus Sicht von Familien die sogenannten Mittelzentren ab. Dazu gehören unter anderem Locarno TI, Vevey VD, Aarau, Chur, Freiburg, Luzern, Neuenburg, Sitten, Solothurn und St. Gallen. «Zürich und Genf sind hier wegen der hohen Wohnkosten bei den mittleren Haushaltseinkommen nicht vertreten», sagt UBS-Ökonom Fabian Waltert.
Unterscheidung nach drei Einkommensstufen
Trotzdem sind die top platzierten Gemeinden im Index häufig teure Pflaster. Der Index unterscheidet deshalb zwischen drei verschiedenen Haushaltstypen. Eine vierköpfige Familie mit einem Bruttoeinkommen von 80'000 Franken und einem Vermögen von 30'000 Franken, die in einer Wohnung mit 95 Quadratmetern lebt. Zofingen AG und Olten SO landen in der Region Zürich in den Top 10, da sie vergleichsweise günstig sind und trotzdem über eine gute Infrastruktur und Anbindung verfügen.
Der mittlere Vergleichshaushalt verfügt über ein Bruttoeinkommen von 145'000 Franken, ein Vermögen von 80'000 Franken und bewohnt eine 110-Quadratmeter-Wohnung.
Die Familie mit hohem Einkommen verdient 300'000 Franken pro Jahr, hat ein Vermögen von 200'000 Franken und lebt in einer Wohnung mit 130 Quadratmetern. Bei den Topverdienern taucht auch die Stadt Zürich in den regionalen Top 10 auf.
Bei den tieferen Einkommen fallen besonders steuergünstige Gemeinden aus der Rangliste, da dort die Wohnkosten deutlich über dem Schnitt liegen und für diese Familien nicht bezahlbar sind. Viele Gemeinden landen aber bei allen Einkommenshöhen auf dem Podest. So stehen im Berner Oberland bei allen drei Haushaltstypen Interlaken, Thun und Unterseen auf dem Podest. Sie schneiden zwar bei den Wohnkosten schlecht ab, punkten jedoch alle bei der Infrastruktur und beim Freizeitangebot.
Schweizer nehmen höhere Pendeldistanzen in Kauf
Auf eine Rangliste über die ganze Schweiz hat die UBS bewusst verzichtet. «Umzüge über grössere Distanzen sind in der Schweiz relativ selten. Drei von vier Umzügen finden innerhalb von zehn Kilometern statt. Deshalb schauen wir die Regionen an», erklärt Hofer.
Die Agglomerationen haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. So hat sich die Erschliessung verbessert. Und gerade hier ist das Wohnungsangebot am stärksten gewachsen, führt Waltert aus. «Die Leute sind zudem heute bereit, längere Distanzen zu pendeln als früher. Bei dieser Entwicklung spielt sicher auch die Möglichkeit zu Homeoffice eine wichtige Rolle», so der Ökonom.
Auch attraktive, ländliche Gemeinden in der Nähe von Grosszentren profitieren vom Homeoffice-Effekt. Und sie punkten mit einem guten Freizeitangebot. In der Gemeinde Weesen SG ist es der Walensee. Langenbruck BL trumpft mit üppigen Wäldern und Grünflächen.