Gute Werbeträger sind für Unternehmen Geldbringer. Nikes neustes Aushängeschild Colin Kaepernick tut nun das Gegenteil. An der US-Börse stürzt die Aktie des Sportartikelriesen heute vorbörslich um fast drei Prozent ab. Dies, nachdem bekannt wurde, dass der Sportler Teil der grossen Nike-Jubiläumskampagne «Just do it» ist.
Kaepernick ist nämlich nicht irgendein Sportler. Der Amerikaner hat sich mit dem Hinknien während der Hymne einen Ruf als Protestler erworben. Damit wollte er auf Polizeigewalt und Rassendiskriminierung aufmerksam machen.
Die Botschaft drang bis zu Donald Trump (72) durch. Verständnis für Kaepernick und die weiteren hinknieenden Football-Spieler hatte der US-Präsident aber nicht. In unzähligen Tweets liess er sich über die unpatriotischen Sportler aus. Sie beleidigten die US-Flagge und damit auch das Land.
Protest auf Twitter
Trotzdem oder gerade deswegen setzt Nike nun auf den momentan arbeitslosen Sportler. Seitdem die San Francisco 49ers ihn freigestellt haben, sucht er vergeblich ein neues Team. Doch der mutige Vorstoss könnte den Sportartikelkonzern nun teuer zu stehen kommen. Denn Kaepernick ist höchst umstritten. Der Hashtag #NikeBoycott gehörte am Dienstag zu den Top-Themen auf Twitter, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtet.
Die Protestaufrufe und die negative Reaktion an der Börse dürften zusammenhängen. Anleger machen sich wohl Sorgen, dass die Verkäufe wegen Kaepernick zusammenbrechen. Ein Berater des Marktforschungsunternehmens NPD Group bezweifelt das: «Alte, wütende, weisse Männer sind nicht die Zielgruppe für Nike.» Die Boykott-Aufrufe würden deshalb scheitern, glaubt er.
Kampf in der Mitte der USA
Anderer Meinung ist ein Analyst von Global Data Retail. In der Mitte der USA könnte die Kampagne Nike schaden, meint er. Dort liefert sich Nike mit Adidas einen Kampf um die Vorherrschaft im Sneaker-Markt. Immerhin: Das Minus an der Börse dürfte Nike nicht gross wehtun. Seit letztem Herbst ist die Aktie auf einem Höhenflug. (jfr)