Darum gehts
- US-Touristen wichtig für Schweizer Tourismus, Trump-Effekt noch unklar
- Unsicherheit über Trump-Politik könnte Buchungen ab September beeinflussen
- 3,5 Millionen Logiernächte von US-Touristen im Rekordjahr 2024
Ob er in letzter Zeit öfter den Coldplay-Song «Don't panic» im Büro hört? Martin Nydegger (54), Direktor von Schweiz Tourismus (ST), und viele seiner Branchenkollegen und Schweiz-Vermarkter stehen vor der Frage: Bricht der Zustrom der wichtigen Schweiz-Gäste aus den USA wegen US-Präsident Donald Trump (78) künftig weg?
«Ich bin ein hoffnungsloser Optimist und aktuell trotzdem hin- und hergerissen», sagt Nydegger zu Blick. Die Amerikaner sind für die Schweizer Tourismusbranche zentral. Mit 3,5 Millionen Logiernächten bildeten US-Touristen im Rekordjahr 2024 die zweitwichtigste Gästegruppe in der Schweiz, nur wenig hinter den Deutschen und deutlich vor den drittplatzierten Briten. US-Touristen sind seit 10 Jahren eine wachsende Gästegruppe, nach Corona ist die Nachfrage explodiert.
Unsicherheit überschattet Buchungen
«Im ersten Quartal 2025 spürten wir keinen negativen Trump-Effekt», sagt Nydegger. Das Sommergeschäft ist bereits gebucht, mit Stornierungen sei noch nicht zu rechnen. Doch danach? «Die Stunde der Wahrheit schlägt im September», sagt der oberste Schweizer Touristiker und ergänzt: «Wie die Buchungen für Herbst und Winter aussehen, ist noch völlig offen – ich wäre erstaunt, wenn es keine Auswirkungen im US-Markt gibt.» Wie diese genau ausfallen oder wie stark ein allfälliger Rückgang sein könnte, lässt er offen. «Ein Rückgang würde nicht signifikant und wohl auch nicht andauernd sein», macht der Berner Seeländer seiner Branche Mut.
Einige Touristiker, die Blick an der Messe «Connect Switzerland» in Zürich trifft, fürchten rückläufige USA-Zahlen, wollen das aber nicht öffentlich bekräftigen. Niemand will voreilige Schlüsse ziehen, zumal die Verunsicherung wegen der ganzen Zolldiskussionen auf beiden Seiten des Atlantiks gross ist.
Es wäre angerichtet für USA-Ferien: Seit Jahresbeginn hat der Dollar um rund 10 Prozent nachgelassen und der Ölpreis ist tief. Doch aktuell sind die Einreisezahlen von Schweizern in die USA klar im Minus. Das Minus im Februar/März ist allerding nicht einem «Trump Slump» anzurechnen, also dem Rückgang der Nachfrage für USA-Reisen wegen der Politik des US-Präsidenten Donald Trump (78). Weil Ferien zum Jahresbeginn gebucht wurden – da war Trump noch nicht im Amt – und Ostern dieses Jahr im April liegt. «Im Januar, nach Trumps Amtseinführung, haben wir enorm viele USA-Buchungen verzeichnet», sagt Robin Engel (35) von USA-Spezialist Go2Travel. Das aktuelle Problem liege vor allem an den hohen Preisen für USA-Reisen. Ein Reisebüro-Inhaber, der anonym bleiben will, sagt: «Für denselben Preis kriegt man aktuell in Asien die doppelte Leistung.» Heinz Zimmermann (62) von Visit USA Schweiz geht dennoch davon aus, dass Trumps Politik sich negativ auf die USA-Nachfrage auswirkt. Er rechnet bis Ende Jahr mit 300'000 Einreisen von Schweizern in den USA. Im Vorjahr waren es noch 380'000. Das wäre ein Minus von 20 Prozent! Immerhin habe noch kein einziger Schweizer Probleme bei der Einreise in die USA gehabt, sagt er. Zimmermann glaubt zudem an eine schnelle Erholung der Zahlen, mit oder ohne Trump. Sein Berufskollege Engel fügt an, es gebe in den USA günstigere Alternativen zu New York, Kalifornien oder Hawaii – etwa Colorado, Neuengland oder New Mexico. Jean-Claude Raemy
Es wäre angerichtet für USA-Ferien: Seit Jahresbeginn hat der Dollar um rund 10 Prozent nachgelassen und der Ölpreis ist tief. Doch aktuell sind die Einreisezahlen von Schweizern in die USA klar im Minus. Das Minus im Februar/März ist allerding nicht einem «Trump Slump» anzurechnen, also dem Rückgang der Nachfrage für USA-Reisen wegen der Politik des US-Präsidenten Donald Trump (78). Weil Ferien zum Jahresbeginn gebucht wurden – da war Trump noch nicht im Amt – und Ostern dieses Jahr im April liegt. «Im Januar, nach Trumps Amtseinführung, haben wir enorm viele USA-Buchungen verzeichnet», sagt Robin Engel (35) von USA-Spezialist Go2Travel. Das aktuelle Problem liege vor allem an den hohen Preisen für USA-Reisen. Ein Reisebüro-Inhaber, der anonym bleiben will, sagt: «Für denselben Preis kriegt man aktuell in Asien die doppelte Leistung.» Heinz Zimmermann (62) von Visit USA Schweiz geht dennoch davon aus, dass Trumps Politik sich negativ auf die USA-Nachfrage auswirkt. Er rechnet bis Ende Jahr mit 300'000 Einreisen von Schweizern in den USA. Im Vorjahr waren es noch 380'000. Das wäre ein Minus von 20 Prozent! Immerhin habe noch kein einziger Schweizer Probleme bei der Einreise in die USA gehabt, sagt er. Zimmermann glaubt zudem an eine schnelle Erholung der Zahlen, mit oder ohne Trump. Sein Berufskollege Engel fügt an, es gebe in den USA günstigere Alternativen zu New York, Kalifornien oder Hawaii – etwa Colorado, Neuengland oder New Mexico. Jean-Claude Raemy
Die Dollarschwäche habe aktuell noch wenig Einfluss auf Buchungszahlen, führt Nydegger aus: «Sollte der Dollar über die aktuelle Unsicherheit hinaus so schwach bleiben, könnte das aber den Preisdruck etwas erhöhen.» Heisst: Amerikaner könnten weniger Interesse an der Schweiz zeigen, weil sie zu teuer geworden ist. Es sei denn, Schweizer Hoteliers würden ihrerseits mit attraktiven Inklusiv-Angeboten, Specials und Zusatzleistungen den US-Markt bei Preis-Laune halten.
Positiv schlage zu Buche, dass die typischen amerikanischen Schweiz-Gäste über ein überdurchschnittliches Vermögen verfügen und wenig empfindlich auf Preissteigerungen im eigenen Land oder in der Schweiz reagieren: «Der Dollar ist nicht unsere grösste Sorge.»
Kanadier springen für Amis in die Bresche
Mehr Sorgen bereitet die Unsicherheit über die erratische Politik Trumps. Diese beginnt, im globalen Tourismus Spuren zu hinterlassen. US-Fluggesellschaften wie Delta, die auch nach Zürich fliegt, haben ihre Wachstumsprogramme zurückgefahren. Grund: eine schwächer als erwartete Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte.
Genau diese Furcht gibt es auch im Schweizer Tourismus. Schlaflose Nächte habe Nydegger deswegen nicht. Seine Organisation hat weltweit 35 Vertretungen. Andere Länder könnten in die Bresche für die Amis springen.
Darum spricht ST-Amerika-Chef Claudio Zemp (51) sogar von Chancen. Seit Jahresbeginn verzeichne die Schweiz ein Plus von 20 Prozent bei kanadischen Gästen. Diese zeigen den USA touristisch gerade die kalte Schulter.
Die Vermarktung der Schweiz in den USA wird jedenfalls nicht geändert. «Die Schweiz profitiert bei ihren amerikanischen Gästen schon lange von einem sehr positiven Markenimage», sagt Nydegger. Die Befürchtung vieler US-Touristen, nicht willkommen im Ferienland zu sein, werde nicht mit der Schweiz in Verbindung gebracht.