Auf einen Blick
Zum ersten Mal sitzt ein verurteilter Straftäter im Weissen Haus. Der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika irritiert mit seiner Zoll-Wut, polarisiert die Welt mit irren Aussagen und kruden geopolitischen Ansprüchen. Welche Auswirkungen hat das auf die Schweizer USA-Reiselust?
Martin Wittwer, Präsident des Schweizer Reise-Verbands (SRV), muss es wissen. Der Verband umfasst rund 800 Mitglieder, hauptsächlich Reiseveranstalter und Reisebüros, die in der Schweiz ein Auslandreise-Marktvolumen von 2,5 Milliarden Franken generieren. Dazu zählen Freizeitreisen und Geschäftsreisen.
Reisen Schweizerinnen und Schweizer noch in die USA, wie sieht der aktuelle Buchungsstand gegenüber dem Vorjahr aus? «Wir sehen aktuell keine Stagnation und keinen Rückgang», sagt Wittwer. «Gegenüber der Vorjahresperiode, so berichten unsere Mitglieder, liegen die Schweizer USA-Buchungen trotz oder wegen Trump um 5 Prozent über dem Vorjahr.»
Kosten sind der grössere Bremsklotz als Trump
Ob sich das Wachstum so übers ganze Jahr fortsetze, sei ungewiss, sagt Wittwer. «Wie sich die Schweizer US-Reiselust im Jahr 2025 noch verändert, hängt einerseits wohl von den weiteren News rund um den neuen Präsidenten ab. Aber ein anderer Faktor ist sehr viel entscheidender.»
Dieser andere Faktor liegt im finanziellen Bereich. «Der grössere mögliche Dämpfer als die US-Politik sind die hohen Reise-Nebenkosten in den USA. Nicht nur die Preise für Übernachtungen, Auto- und Campermieten sind massiv gestiegen, sondern auch Nebenkosten für Ausgabenbereiche wie Essen, Trinken, Benzin und Souvenirs haben sich stark verteuert.»
Schon länger wird in Schweizer Reisekreisen darüber gewettert, wie sehr sich die Preise in den USA erhöht hätten. Das Schweizer Touristik-Portal «Travelnews» sprach gar von «Touristen-Abzocke».
Wittwer sieht die touristische Teuerung im zweistelligen Bereich: «Die Reisekosten und Nebenkosten sind in den letzten zwei Jahren vor Ort um mindestens 20 Prozent gestiegen. Dies ist auch inflations- und weniger währungsbedingt.» Sein Fazit: «Für USA-Reisen sind die Nebenkosten der grössere Bremsklotz als Donald Trump und seine Politik.»
Zeiten des «Revenge-Travel» sind vorbei
Ein Blick zurück in die Zeiten der Jahrtausendwende zeigt, dass die USA lange Zeit ein wahrer Magnet für Schweizer Reisende waren. Der Höhepunkt wurde im Jahr 2015 mit über 530’000 Schweizer Einreisen erreicht. Die erste Amtszeit von Donald Trump (2017 bis 2021) fiel nicht durch einen grossen Rückgang auf. Am tiefen Fall in den Jahren 2020 und 2021 war die Pandemie schuld.
Seither haben sich die Zahlen zwar wieder stark erholt. Vom Boomjahr 2015 sei man aber immer noch weit entfernt, sagt Wittwer. «Die Zeit des sogenannten ‹Revenge-Travel› – Reisen um jeden Preis – ist schon wieder vorbei. Wenn sich das Problem mit den hohen Kosten nicht löst, werden wir auf kurze und mittlere Frist nicht mehr die Einreisezahlen wie in der Blütezeit zwischen 2010 und 2019 sehen.»