Trotz neuem Geldspielgesetz
So können Schweizer legal auf EM-Spiele wetten

Das neue Geldspielgesetz wollte sich ausländische Online-Anbieter von Sportwetten aus der Schweiz vertreiben. Blick-Recherchen zeigen jetzt: Viele Plattformen sind geblieben. Mit einem Technik-Kniff können Schweizer dort weiterhin ganz legal für EM-Spiele tippen.
Publiziert: 11.06.2021 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2021 um 17:21 Uhr
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Die EM-Spiele der Schweizer Nati tippen?
Foto: PIUS KOLLER
Nicola Imfeld

Das Schweizer Volk hat 2018 das neue Geldspielgesetz angenommen – seit dem 1. Januar 2019 ist es in Kraft. Damit dürfen sich ausländische Anbieter von Sportwetten nicht mehr an Schweizer Spieler richten. Mit der Fussball-EM startet das erste grosse Turnier seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes. Viele Fans fragen sich: Wie kann ich in der Schweiz noch legal wetten?

Bei den Schweizer Lotteriegesellschaften – in der Deutschschweiz Sporttipp von Swisslos – müssen Wettende nichts befürchten. Dies bestätigt Patrick Eichenberger, stellvertretender Direktor von der Interkantonalen Geldspielaufsicht (Gespa), auf Blick-Anfrage. Doch wer die Wett-Quoten von Sporttipp mit ausländischen Anbietern verglichen hat, der weiss: Auf ausländischen Seiten lässt sich für denselben Tipp oft mehr Geld absahnen. Das lockt!

Ausländische Wettanbieter haben sich nicht zurückgezogen

Auffallend: Trotz dem neuen Geldspielgesetz haben sich in der Realität längst nicht alle ausländischen Anbieter von Sportwetten vom Schweizer Markt verabschiedet. Blick-Recherchen zeigen, dass mindestens zwei grosse Anbieter weiterhin verfügbar sind. Nur der Branchenprimus hat sich definitiv zurückgezogen – aus Image-Gründen.

Patrick Eichenberger von der Gespa ist sich dessen bewusst. «Der Zugang zu ausländischen Anbietern, die sich nicht aus dem Schweizer Markt zurückgezogen haben, wird mittels DNS-Sperre gesperrt», sagt er. Diese kann allerdings ganz einfach umgangen werden. Blick weiss von passionierten Sportwettern, die sich auf dem Laptop oder dem Handy ein VPN zugelegt haben. Einmal eingeschaltet, funktioniert das Tippen auf ausländischen Plattformen weiterhin. Diese bieten die Wettquoten auch absichtlich in Schweizer Franken an und scheuen sich nicht davor, die Gewinne an Schweizer Bankkonti auszuzahlen.

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Ist der VPN-Trick legal?

Eichenberger von der Gespa bestätigt: «Diese DNS-Sperre kann tatsächlich unter Verwendung eines VPN umgangen werden, was technisch bedingt ist. Man muss dies aber grundsätzlich bewusst tun und weiss dann, dass man bei einem nicht autorisierten Anbieter spielt.» Wer auf ausländischen Plattformen spielt, müsse sich bewusst sein, dass diese Angebote nicht unter der Aufsicht der Schweizer Behörden stehen. «In der Folge bestehen bei diesen Angeboten beispielsweise bezüglich der Auszahlung der Gewinne und dem Umgang mit Kreditkartendaten stets Unsicherheiten», gibt Eichenberger zu bedenken.

Doch ist der VPN-Trick legal? Eichenberger sagt klipp und klar: «Die Umgehung der Sperren ist für den Schweizer nicht strafbar.» Es ist wie beim Streaming: Das Angebot ist illegal. Wer die Filme schaut – oder beim Wetten tippt – tut nichts Illegales.

FDP-Politiker nutzt VPN-Trick für andere Zwecke

FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (27) hatte das neue Geldspielgesetz im Jahr 2018 bekämpft. Er sagt zu Blick: «Wir haben bei der Abstimmung davor gewarnt, dass das Angebot massiv zurückgehen respektive die Nachfrage sich auf den Schwarzmarkt verschieben wird, anstelle dass man das Angebot legalisiert und reguliert hätte.»

Silberschmidt ist selbst ein grosser Fussball-Fan – für die EM wird er den VPN-Trick aber nicht anwenden. «Heute fehlt mir das Interesse, jede Spielpartie zu tippen», sagt er. Silberschmidt gibt aber zu: «Ich habe für andere Zwecke bereits VPN genutzt.»

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