Trotz Milliarden-Verlust
Warum der Glencore-Kurs nicht abrauscht

Gut acht Milliarden Dollar Verlust hat der Zuger Rohstoff-Riese Glencore im letzten Jahr eingefahren. Trotzdem bleibt der Kurs vergleichsweise stabil. BLICK erklärt warum.
Publiziert: 01.03.2016 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:55 Uhr
Der Verlust war offenbar von Anlegern erwartet worden: Der Kurs bleibt stabil.
Foto: Reuters
Vinzenz Greiner

Die Zahlen sprechen eigentlich für sich: Rund 5 Milliarden US-Dollar Verlust hat der Rohstoffhändler Glencore im letzten Jahr verbucht. 2014 machte der Konzern noch ein Plus von 2,4 Milliarden. Glencore hat es hardcore getroffen – oder etwa nicht? 

Der Aktienkurs des Zuger Konzerns, der an der Londoner Börse gelistet ist, bleibt stabil. Eine Glencore-Aktie war gestern 1,33 Britische Pfund wert. Nachdem CEO Ivan Glasenberg die Ergebnisse verkündete hatte, sank der Kurs am Morgen auf 1,25 Pfund und pendelte sich am Nachmittag auf etwa 1,31 ein. Zwei Pence Wertverlust bei den Aktien, während der Konzern Milliarden verliert – wie kann das sein?

Fallende Preise sind kein Insiderwissen

Weil es bei der Börse nicht um Vergangenheit oder Gegenwart geht: Hier wird die Zukunft eingepreist und werden Erwartungen gehandelt. Und denen hat das heute verkündete Ergebnis offenbar entsprochen.

Das ist nicht weiter verwunderlich: Dass die Rohstoffpreise fallen, ist schon lange ein Gemeinplatz. 2015 sind sie auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren gesunken.

Ivan Glasenberg – der CEO von Glencore will den Konzern für die Zukunft fit machen.
Foto: AP Photo

Bereits Mitte 2015 hatte Glasenberg angekündigt, der Konzern habe mit niedrigen Rohstoff-Preisen zu kämpfen. Der Gewinn im ersten Halbjahr 2015 lag im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 um 61 Prozent niedriger. Mit einem Top-Ergebnis fürs Gesamtjahr durfte also kein Glencore-Aktionär rechnen.

Weniger Schulden für die Zukunft

CEO Glasenberg sprach am heutigen Dienstag von einer «robusten Performance in schwierigen Marktbedingungen». Das diversifizierte Portfolio in Kombination mit Marketing würde die Fähigkeit von Glencore erhalten, «bei jetzigen und noch niedrigeren Rohstoff-Preisen» Geld zu generieren.

Tatsächlich versucht Glasenberg das Unternehmen fit für die Zukunft zu trimmen. Er hat die Schulden das zweite Jahr in Folge reduziert: von 30,5 Milliarden Dollar auf 25,8 Milliarden. In zwölf Monaten konnte Glasenberg 15 Prozent der Konzernschuld abbauen.

Anleger verzeihen

Reduziert hat Glasenberg auch die Dividende: Die Aktionäre müssen sich mit einer Ausschüttung von 10 US-Cent pro Aktie zufriedengeben. Das ist zwar deutlich weniger als noch letztes Jahr (33 US-Cent). Doch nichts Neues: Die Dividenden sinken seit 2011.

Dass es dann doch ganze 69 Prozent weniger sind als im Vorjahr, verzeihen die Anleger offenbar als notwendige Massnahme in Anbetracht des Milliarden-Verlusts.

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