Trotz Corona und Ukraine-Krieg
Das Engadin möbelt mit über 100 Millionen seine Luxus-Hotels auf

Die Hotels im Oberengadin lassen sich von der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg nicht von ihrer Vorwärtsstrategie abbringen. Sie halten an ihren Grossinvestitionen fest, die sie in den vergangenen paar Jahren aufgegleist haben.
Publiziert: 16.05.2022 um 15:46 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2022 um 16:21 Uhr
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Das Parkhotel Margna in Sils wird komplett umgebaut.
Foto: PD

Das bringt frischen Wind in die Hotellerie des Engadins! Insgesamt stecken fast zwei Dutzend Hotels einen dreistelligen Millionenbetrag in Neu- und Umbauten, wie Jan Steiner von Engadin St. Moritz Tourismus (ESTM) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP sagt. Das Vertrauen der Hoteliers sei da, weiterhin in den Standort Oberengadin zu investieren.

Das habe schon vor Corona angefangen und werde auch nach Corona weitergehen. «Es ist nicht selbstverständlich, dass Investoren und Einheimische so an den Standort Engadin und St. Moritz glauben, wenn man das mit anderen Destinationen vergleicht.»

40 neue Zimmer

Zu den grössten Projekten zählen laut Steiner der umfangreiche Umbau des Parkhotel Margna in Sils, die Renovation des ganzen Eingangsbereichs des Grand Hotel Kronenhofs in Pontresina, die Kernsanierung von 40 Zimmern des Cresta Palace Hotels in Celerina oder der Umbau und Annexneubau des Grace La Margna in St. Moritz.

Ausserdem würden in den nächsten Jahren gleich mehrere grosse Hotels neu eröffnet. Dazu gehören die Hotels Maistra 160 und Sunstar in Pontresina, das Boutique-Hotel Scaletta in S-chanf oder das Hotel Furtschellas in Sils.

Die zahlreichen Grossinvestitionen der Hotels dürften bis 2025/2026 abgeschlossen sein, schätzt Steiner. Rund die Hälfte der Hotels schaffe zusätzliche Betten, die andere Hälfte behalte ihre bisherige Grösse bei.

1000 Hotelbetten verschwunden

Die Zahl der Betten im Oberengadin wird damit wieder steigen, wobei sie derzeit aber immer noch tiefer liegt als vor 15 Jahren. In den Jahren nach 2007 seien über 1000 Hotelbetten im Engadin verschwunden, sagt Steiner.

Die Gefahr von Masse statt Klasse besteht laut Steiner nicht. Den Investoren sei bewusst, dass das Engadin den Massentourismus nicht wolle und auch nicht vertrage. Die neugebauten Hotels würden sich zielgerichtet ihre Nische suchen und einander nicht konkurrenzieren. «Die sind alle ein bisschen anders positioniert», sagt Steiner.

«Wir haben nicht Angst vor neuen Hotels, sondern vor schlechten Hotels. Die schlechten Hotels machen eine Destination kaputt. Neue Hotels bringen dagegen neue Gäste», sagt Steiner.

Kein Hotelsterben wegen Corona

Corona habe zu keinem Hotelsterben geführt. Es sei kein Hotel wegen der Pandemie geschlossen worden, sagt Steiner. Allerdings habe ein Hotel in St. Moritz als Folge des Ukraine-Kriegs nicht weitermachen können, weil sein Besitzer Russe sei.

Die Grundlage für die Zuversicht in die Investitionen sind die guten Geschäfte der letzten Monate. In der laufenden Wintersaison wurden bis Ende März fast 828'000 Übernachtungen gezählt. Das sei ein Spitzenergebnis, das um 44 Prozent über dem Verlauf der letztjährigen Wintersaison liege. Sogar der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre werde um 12 Prozent übertroffen, hiess es von Engadin St. Moritz Tourismus.

Besonders kräftig erholte sich St. Moritz. Der Nobelskiort konnte bis Ende März die Zahl der Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr um 80 Prozent auf fast 390'000 Logiernächte steigern. Der Fünfjahresschnitt wurde um knapp 14 Prozent übertroffen. Dies sei das beste Ergebnis per Ende März seit 11 Jahren.

Bei den Hotels im restlichen Oberengadin betrug das Plus per Ende März «lediglich» 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresverlauf. Die 438'000 Logiernächte lägen um gut 10 Prozent über dem Fünfjahresschnitt. Das sei ebenfalls ein Spitzenwert, hiess es.

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Zulauf inländischer Gäste

Dabei profitierte das Oberengadin vom Zulauf der inländischen Touristen. Die Zahl der Schweizer Gäste stieg um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und machte fast 57,7 Prozent aller Gäste aus. Die Deutschen liegen mit einem Anteil von 15,4 Prozent auf Platz zwei vor den Briten mit 4,5 Prozent.

Wenn im April ungefähr so viele Übernachtungen zusammengekommen sein sollten wie vor einem Jahr, dann winkt gar die beste Wintersaison seit 2010. Damals hatte es letztmals mehr als 900'000 Übernachtungen in einer Wintersaison gegeben. Die April-Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor.

Bereits die Sommersaison 2021 war mit gut 835'000 Logiernächten die beste seit über einem Jahrzehnt gewesen. Letztmals mehr Übernachtungen in einem Sommer erlebte das Jahr 2009 mit 837'000 Logiernächten. (SDA/pbe)

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