Transportunternehmen Planzer
Das ist die Firma, die 3600 Arbeitsplätze rettete

Früher verteilte Planzer Waren mit einem Lastwagen und einem Velo mit Anhänger. Letzte Woche rettete der Familienbetrieb 3600 Arbeitsplätze. Was den Transportdienstleister ausmacht und wohin es in Zukunft gehen soll.
Publiziert: 07.02.2024 um 19:53 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2024 um 11:09 Uhr
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Planzer entwickelte sich zu einem der Grossen in der Schweizer Logistikbranche.
Foto: Keystone
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

«Herzlich wilkome bim Familiäundernäme Planzer – Irem Schwiizer Logischtikpartner». Im Zürcherdialekt begrüsst das international tätige Transportunternehmen die Besucherinnen und Besucher auf ihrer Website. Für eine Firma mit knapp 6000 Mitarbeitern eine Seltenheit.

Es zeigt aber, für welche Werte das Familienunternehmen steht. Nils Planzer (52) führt den Transportdienstleister in der dritten Generation. Er erklärt: «Mit lokalen KMUs haben wir immer noch die grössten Berührungspunkte. Je globaler wir werden, desto wichtiger sind heimische Kennzeichen.»

Schnell wird klar: Ein herkömmlicher Logistiker ist Planzer schon lange nicht mehr. Erst letzten Donnerstag machte das Transportunternehmen grosse Schlagzeilen. Die Dietikoner übernehmen die Postdienstleister Quickpac und Quickmail und retten damit 3600 Arbeitsplätze. Es ist eine weitere Diversifizierung im Profil von Planzer.

Die Oma lieferte mit dem Velo

Begonnen hat alles 1936. Max Planzer senior, Grossvater von Nils, transportiert Waren vom Bahnhof Dietikon ZH zu den Gewerbetreibenden der kleinen Stadt und wieder zurück. Der einzige Lastwagen hat eine Nutzlast von drei Tonnen. Seine Frau Mathilde hilft mit, liefert selbst mit Velo und Anhänger aus. Heute verfügt das Familienunternehmen über 2000 Fahrzeuge und ist international tätig.

Schwer vorstellbar, dass die familiären Aspekte im heutigen Rahmen noch erkennbar sind. «Der Spagat von Wachstum und Zusammengehörigkeit ist extrem schwierig», gesteht Nils Planzer. Vor allem bei schnellem Wachstum gelinge es nicht immer gleich gut. «Zentral ist es, gute Menschen als Führungskräfte zu haben.»

Vor allem, wenn man wachsen will so wie Planzer. Der Transportdienstleister baut in alle Richtungen in der Schweiz aus. Längst sind weitere Familienangehörige, wie die beiden Söhne Max junior und Bruno, mit am Steuer. 1984 folgt der erste Schritt auf bislang unbekanntes Terrain.

Mini-Toblerone und Gurkengläser

Planzer übernimmt die Lagerlogistik des Lufterfrischer-Produzenten Airwick. Gemeint sind Abläufe noch innerhalb der Produktion wie Kommissionierung und Konfektionierung. Eine Übernahme, die damals für die Transportbranche unüblich war. Heute ist der Geschäftszweig nicht mehr wegzudenken. So sortiert Planzer vor dem Vertrieb Mini-Toblerone oder beklebt Gurkengläser mit Aktionsetiketten.

In den letzten Jahren erweitert der Transpörtler seine Kompetenzen. Der Online-Handel boomt. «Wir sehen das veränderte Konsumentenverhalten und den Generationenwechsel», meint der CEO. Mit der Gründung des Paketservices Planzer Paket im Jahr 2018 konkurriert man mit der Schweizer Post und traut sich in den Heimlieferservicemarkt für Privatkunden.

Wenig später baut die Firma in diesem Geschäftsfeld weiter aus und ruft Planzer Homeservice ins Leben. Dabei geht es um die Auslieferung von Möbeln und Haushaltsgeräten. Die Firmenlogos der beiden jungen Zweige? Das Schnürlischrift-Autogramm von Max Planzer senior, eine Hommage an seine Anfänge der direkten Lieferungen an die Haushalte im Zürcher Limmattal.

Die Schnürlischrift wird zentral

Heute betreibt Planzer 69 Standorte, neun davon im Ausland. Kommen jetzt immer weitere Geschäftsbereiche dazu? «Ich hoffe nicht. Die Komplexität ist genug gross», meint Nils Planzer. Klar ist, dass die Schwerindustrie von einst nicht mehr in die Schweiz zurückkommt. Diese hat sich in andere Teile der Welt verlagert.

Das spürt auch der Familienbetrieb: «Das transportierte Gewicht unseres Kerngeschäfts – des Stückguttransports — nimmt jedes Jahr ab.» In den nächsten zehn Jahren sei das kein Problem. Es gehe aber um die nächste Generation, erklärt der Geschäftsführer.

Somit ist offensichtlich, in welche Richtung es in Zukunft gehen soll. «Der Online-Handel wird nicht weniger. Der Anteil an kleinteiligen Volumina wird wachsen.» Für den Familienbetrieb bedeutet das: Der Schnürlischrift-Service wird zulegen – die Übernahme von Quickmail und Quickpack ist das beste Beispiel.

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