Transportfirmen sind nervös wegen Gleissperre in Deutschland
Droht der Schweiz das nächste grosse Güterchaos?

Schweizer Spediteure blicken gebannt ins deutsche Rheintal: Dort wird eine Bahnstrecke repariert. Die Baustelle ist eine Operation am offenen Herzen der Transportbranche.
Publiziert: 05.08.2021 um 16:55 Uhr
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Die Gleise und Weichen der Rheintalbahn werden repariert und ersetzt. Das macht Schweizer Transportfirmen nervös. (Symbolbild)
Foto: imago images / Future Image
Fabio Giger

Wegen einer Baustelle an der Rheintalbahn in Süddeutschland können Schweizer Spediteure kaum noch schlafen. Gleise und Weichen werden da repariert und ersetzt. An den nächsten zwei Wochenenden ist die Zugstrecke komplett gesperrt. Ende August ist während zwei Wochen nur ein Einspurbetrieb vorgesehen.

Weshalb diese Baustelle Schweizer Transportfirmen nervös macht? Die betroffene Strecke ist für den Schienenverkehr ein Nadelöhr zwischen der Nordsee und dem Mittelmeer. Bleibt die Strecke – etwa wegen Problemen bei der Reparatur – über längere Zeit geschlossen, bildet sich ein langer, kostspieliger Stau.

Auch Alternativrouten über Strasse gesperrt

«Lange Gleissperrungen auf der Rheintalbahn-Strecke wären ein riesiges Problem für die Schweiz», sagt Wolfgang Stölzle (58), Professor für Logistikmanagement an der Universität St. Gallen. Die Versorgungssicherheit des Landes und der Transitverkehr wären gefährdet. «Davon wären auch Güter des täglichen Bedarfs, also Konsumgüter, betroffen», sagt er.

Schon die Baustelle allein stellt Spediteure vor eine Herausforderung. Eine Sprecherin der Transportfirma Hupac aus Chiasso TI sagt gegenüber den «CH Media»-Zeitungen: «Der vorgesehene Einspurbetrieb Ende August macht uns besonders Bauchweh.» 50 Prozent der Kapazität falle einfach weg. Alternativrouten sind wegen der Sperrung des Brenner-Tunnels mit erheblich längeren Fahrzeiten verbunden.

«Baut die Flaschenhälse aus!»

«Das Rastatt-Desaster von 2017 steckt den meisten Spediteuren noch immer in den Knochen», sagt HSG-Experte Stölzle. Insbesondere Kommunikationsfehler habe dem Ansehen der Schiene damals nachhaltig geschadet. Bei den Arbeiten an einem neuen Tunnel bei Rastatt (D) hatten die Gleise nachgegeben. Die Strecke musste total gesperrt werden, das Chaos im Schienengüterverkehr war perfekt.

«Treten bei der aktuellen Baustelle ähnliche Probleme auf, müssten Transportunternehmer sehr stark improvisieren», ist sich Stölzle sicher. Darum sei es unumgänglich, dass die wichtigsten Engpässe zwischen Nord und Süd in Italien und Deutschland so bald wie möglich ausgebaut werden – also auch die Bahnstrecke im Rheintal.

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