Exzentrisch, kompromisslos und fordernd, aber auch innovativ, überzeugend, visionär – viele Attribute treffen auf Elon Musk zu. Der Mann gehört zu den Superstars der Wirtschaftswelt, viele Führungskräfte hängen ihm an der Lippe und lassen sich von ihm inspirieren. Ein Diktum des Tesla- und Skylink-Chefs lautet: «Wenn die Dinge nicht scheitern, sind Sie nicht innovativ genug.»
Die eigenen Ambitionen sollen also grenzenlos sein, ist seine Aussage. Sätze wie diese dienen vielen als Inspiration oder machen sich gut als gerahmtes Zitat auf dem Bürotisch. Dabei stellt sich die Frage: Inwiefern kann sich eine Kaderperson etwas von Überfliegern wie Elon Musk, Steve Jobs oder Anna Wintour abschauen?
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Aussagen von Wirtschaftsstars als Metapher
Ist der Anspruch zu hoch? Überhaupt nicht, meint Hansjörg Künzli. Bewusst arbeitet der Professor für angewandte Psychologie an der ZHAW mit Vorbilder. Dabei geht es nicht weniger um die genannte Person, als um das Bild, dass diese transportiert. Nennen sie Wirtschaftsstars, dann fragt er nach: «Was macht diese Faszination aus? Was bringt es einem, wenn man der Person ähnlich ist? Über welche Eigenschaften verfügt diese Person? Was kann man damit schaffen?»
Die Person, von der das Zitat stammt, transportiert eine Metapher. «Diese versucht man, auf sich selber anzuwenden», sagt Künzli. Denn eine Eins-zu-eins-Abbildung der Person auf das eigene Leben sei weder möglich noch wünschenswert. Deshalb muss man das Zitat der Person für sich übersetzen, in den eigenen Kontext stellen und dann in Bilder für das eigene Leben übertragen.
Zitate dienen also als Inspiration, als wertvolle Anregung. In Bezug auf Management und Führung hat die «Handelszeitung» bei HR-Expertinnen nachgefragt, welche Zitate, die Karrieren beflügeln können, sie ihren Leuten mitgeben. Hier ein paar Beispiele:
«Die weichen Faktoren sind die eigentlich harten Faktoren. Sie haben den stärksten Einfluss und sind am schwersten zu beeinflussen»
Das Zitat stammt von Michael Hilti, dem Sohn des Hilti-Gründers und Ehrenpräsident des Verwaltungsrats. Der Satz begleitet Heike Bruch, Professorin für Leadership an der Universität St. Gallen. Dass die weichen Faktoren in der Arbeitswelt einen hohen Wert innehaben, erklärte sie auch im Gespräch mit der «Handelszeitung»: «Im Zentrum stehen die Emotionen.» Denn Emotionen inspirieren Menschen, und gerade bei negativen Themen muss eine Führungsperson für ihre Leute da sein und sie schützen – vor Überforderung, Überhitzung und Burn-out.
«Wenn Sie irgendwo ein erfolgreiches Unternehmen sehen, dann liegt es daran, dass irgendwann irgendjemand eine mutige Entscheidung getroffen hat»
Dieses Zitat des US-Ökonomen Peter Drucker nennt die Unternehmensberaterin und regelmässige Kolumnistin der «Handelszeitung» Katja Unkel. Ob sich ein Erfolg einstellt oder ein Unternehmen scheitert, basiert oft auf dem Entscheid einer Person. Das kann die oberste Führungsperson sein, ist aber auch tiefer in der Hierarchie anzusetzen. Ausschlaggebend ist, dass alle sich auch trauen, einen unkonventionellen Weg einzuschlagen und etwas Neues auszuprobieren. Wer in unbekannte Gefilde aufbricht, kann mit Erfolg belohnt werden. Er oder sie kann vom First-Mover-Vorteil profitieren und sich differenzieren.
«Im Grunde sind es die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben»
Kein Manager, aber ein Gelehrter und Schriftsteller war Wilhelm von Humboldt. An ihm orientiert sich die Personalexpertin Ursula Bergundthal. Das Zitat zeigt, dass es die Beziehungen und Interaktionen sind, die das Leben wertvoll machen. Das Gleiche gilt für den beruflichen Alltag. Wer mit seinen Leuten täglich interagiert, sich für sie interessiert und sich mit ihnen austauscht, lernt viel. Nicht umsonst wird viel über Organisationskultur gesprochen – denn letztlich tragen die Mitarbeitenden eine Firma und ihren Erfolg.
«Das Geheimnis meines Erfolgs ist, dass wir aussergewöhnliche Strecken gegangen sind, um die besten Leute der Welt einzustellen»
Dieses Zitat zeigt in die gleiche Richtung – Absender ist Apple-Gründer Steve Jobs. Der Erfolg des Technologiegiganten verdankt Apple auch der Investition in die besten Mitarbeitenden. Was bei Jobs nicht einfach war: Er stellte höchste Ansprüche ans Personal, kannte keine Gnade bei seinen Urteilen. Wer durchs Stahlbad ging und lieferte, etwa sein Designchef Jony Ive, der wurde vergoldet.
Gar einen Schritt weiter als Jobs geht ein anderer sehr erfolgreicher Mann:
«Ich würde eher fünfzig Vorstellungsgespräche führen und niemanden einstellen, als den Falschen einzustellen»
Das sagt Amazon-Gründer Jeff Bezos. Für den Amerikaner, der in seiner Garage in Seattle mit dem Versand von Büchern startete und es mit dem Onlinehandel in die Liste der Superreichen schaffte, sind die besten Leute unverzichtbar. Das Zitat gewinnt gerade in Zeiten von fehlenden Fachkräften und eines War for Talents weiter an Gewicht – denn wer jetzt auf mögliche Jobkandidaten und -kandidatinnen verzichtet, muss es sich leisten können. Und ist dafür im Anschluss von der rekrutierten Person auch zu 100 Prozent überzeugt.
«Am Ende folge ich ausschliesslich meinem Instinkt. Manchmal mit Erfolg, manchmal nicht. Denn es führt kein Weg daran vorbei: Man muss seinen Überzeugungen treu bleiben»
Wer das sagt, ist von sich selbst überzeugt. Absenderin des Zitats ist die Modezarin Anna Wintour. Sie führt seit 1988 die Modezeitung «Vogue» mit eiserner Hand – und sehr erfolgreich. Denn wer nach den Sternen greift, muss an sich und seine Instinkte glauben. Und auch mal das Risiko eingehen, zu scheitern.
«Niemand mag jemanden, der andere anschreit, das ist eine allgemeine Regel»
Sie ist zwar auf den ersten Blick keine Wirtschaftsgrösse – aber sie singt so erfolgreich, dass sie alle bisherigen Rekorde sprengt und mittlerweile über 1,3 Milliarden Dollar schwer ist: Taylor Swift. Ihr Erfolg beruht auch darauf, dass ihre Fans sie als nahbar und freundlich erleben, sich selber als «Swifties» bezeichnen. Und genau das gilt auch für Führungspersonen: freundlich sein und stets auf Augenhöhe kommunizieren. Schreien ist im beruflichen – wie auch privaten – Kontext keine Option.
«Heute gilt als unabhängig, wer nicht zu lange in einem Unternehmen ist. Ich finde das einen fertigen Blödsinn»
Klare Worte von einem Mann, der sein Geschäft und das Netzwerk pflegt: Unternehmer und Politiker Peter Spuhler. Gegenüber der «Finanz und Wirtschaft» sagte er einmal, dass er Leute mit jahrelanger Erfahrung und viel Branchen-Know-how in den Verwaltungsrat beruft. Und sie gerne auch jahrelang dort hält – entgegen der Erwartung von Stimmrechtsberater wie Ethos, die kürzere Zyklen bevorzugen. Dabei verstehen Langjährige das operative Business – was gerade in komplexen Tech-Industrien unabdingbar ist. Oder in einem Verwaltungsrat.