«Habe meine Chefin ganz lieb nach mehr Lohn gefragt»
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Schweizer über das Tabuthema:«Habe meine Chefin ganz lieb nach mehr Lohn gefragt»

Tipps, die sich wirklich auszahlen
So kommen Sie zu mehr Lohn

Wer unzufrieden ist mit seinem Lohn, sollte nicht bloss jammern, sondern das Gespräch suchen. Planlos geht das aber nicht. Was Sie beachten sollten, sagen drei Experten.
Publiziert: 03.06.2019 um 23:29 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2019 um 07:13 Uhr
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Wer unzufrieden mit dem Lohn ist, sollte das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Dabei gilt es einiges zu beachten.
Foto: Getty Images
Julia Fritsche

Sie finden, dass sie zu wenig verdienen? Dann geht es Ihnen wie 56 Prozent der Erwerbstätigen in der Schweiz. Diese sind der Ansicht, dass ihr Lohn zu niedrig ist – gemessen an ihrer Leistung und ihrer Position, wie eine Umfrage zeigt, die die Forschungsstelle Sotomo im Auftrag von jobs.ch durchgeführt hat (BLICK berichtete). Wer nicht länger unzufrieden sein will, sollte Verhandlungsgeschick beweisen.

Der richtige Zeitpunkt für Ihre Lohnforderung

Mehr Lohn gibt es am einfachsten bei einem Jobwechsel. Das zeigt eine Studie des Personaldienstleisters Robert Half. Über ein Drittel der Befragten hat letztmals mehr verdient, als intern oder extern die Stelle gewechselt wurde. 

Wer aber mit seiner Stelle zufrieden ist, sollte das Lohnthema beim Mitarbeitergespräch ansprechen. Jörg Scholten (44), Direktor bei der Beratungsfirma Kienbaum, rät Angestellten, die ein Projekt erfolgreich abgeschlossen oder einen Grossauftrag reingeholt haben, sich dieses zu notieren und im Mitarbeitergespräch darauf hinzuweisen.

Die richtige Vorbereitung

Bevor sie eine Lohnforderung stellen, müssen Mitarbeiter wissen, was sie wert sind. Eine Hilfe, um das herauszufinden, sind Lohnrechner und Branchenlöhnen im Internet. Diese zeigen, wie viel mit welcher Qualifikation und Erfahrung drin liegt. Auch Löhne von Kollegen können Anhaltspunkte bieten. Im Gespräch damit zu argumentieren, ist aber für Hays-Lohnexperte Frank Schabel (59) ein Tabu: «Vergleiche sind sehr negativ. Ich würde nie sagen: ‹Mein Kollege verdient mehr, ich will auch mehr›.»

Wichtig ist, sich konkrete Argumente zur eigenen Leistung aufzulisten. Gehalt und Leistung gehören immer zusammen, sagt Schabel. «Wer neue Aufgaben übernimmt oder konkret aufzeigen kann, was er für sein Unternehmen geleistet hat, kann auch entsprechend mehr Lohn fordern.» Dem schliesst sich Experte Scholten an. «Es hilft, eine konkrete Liste mit Erfolgen, Aufgaben und Verantwortlichkeit aufzuschreiben.» Kein Chef zahle mehr Lohn für die gleiche Arbeit.

Die richtige Gesprächsführung

«Angestellte sollten offen, aber auch selbstbewusst über ihre Lohnforderung sprechen», rät Gery Bruederlin (62), Professor am Institut für Personalmanagement und Organisation der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Vorsichtig zum Punkt kommen, empfiehlt Jörg Scholten. «Die goldene Regel ist, über Karriereoptionen zu sprechen.» Was schon erreicht wurde und was die nächsten Schritte sein könnten. «Wenn positives Feedback kommt, dann ist das die Steilvorlage für eine Lohnforderung», erklärt der Experte das Vorgehen. Wer unsicher sei, soll das vorher üben.

«Plumpe Forderungen in der Form einer Zahl und eine arrogante Haltung sind unangebracht», sind zu vermeiden sagt Bruederlin. Vorsicht auch bei Ultimaten. «Mit der ‹Drohung›, den Arbeitgeber wechseln zu wollen, sollten Angestellte dezent umgehen», rät Frank Schabel. Diese letzte Karte sollte man nur ausspielen, wenn es auch tatsächlich ein solches Angebot gäbe. Ein No-Go ist eine solche ‹Erpressung› für Jörg Scholten.

Die richtige Gehaltsforderung

Lohnforderungen müssen realistisch sein, sagt Schabel. «Wer überrissen viel verlangt, der belastet damit unter Umständen das Arbeitsverhältnis.» Doch was ist angemessen? Ein Hinweis geben Branchenlöhne. «Bei herausragender Leistung liegen in Spezialfällen zehn Prozent mehr drin», so der Experte. In Normalfällen sei etwa die Hälfte ein guter Richtwert.

Wenn keine Lohnerhöhung drinliegt, dann können Angestellte möglicherweise bei Nebenleistungen etwas rausholen. Besonders gute Chancen sehen die Experten bei der Weiterbildung, denn davon profitierten beide Seiten.

Das sagen die Leser zu Lohnerhöhungen

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Tatjana Belfiglio (54), Köchin aus Zollikerberg ZH: «Ich habe nach fünf Jahren beim Chef angeklopft, weil ich mehr Lohn wollte. Nach dem Gespräch hat er gesagt, ich sei eine starke Verhandlungspartnerin. Die Erhöhung habe ich erhalten.»
Foto: Noé Waldmann

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