Tiefenlager im Kanton Zürich
Bevölkerung von Stadel ZH reagiert kritisch auf Endlager

Geld, Sicherheit und Schäden bewegen die Bevölkerung um das geplante Tiefenlager im Kanton Zürich. Vertreter von Nagra, dem Bund und Regierungsrat Martin Neukom versuchten an der Veranstaltung am Dienstag zu beruhigen.
Publiziert: 14.09.2022 um 02:35 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2022 um 12:58 Uhr
Auch die Kantonsrätin Wilma Willi (Grüne) gehörte in Stadel ZH zu den kritischen Votanten.
Foto: ENNIO LEANZA

Es schien nach dem Entscheid zum Atomendlager, als ob die Bevölkerung in Stadel ZH resigniert hatte oder unter Schock stand. An der Veranstaltung zeigte sich aber, dass viele Einwohnerinnen und Einwohner schlicht zu wenig erfahren hatten. Gleich mehrere Votanten im gut gefüllten Neuwis-Huus in Stadel sagten, sie hätten nur durch Zufall von der Informationsveranstaltung gehört.

Ihrer Meinung nach wären die 150 Plätze noch klar besser besetzt gewesen, wenn besser informiert worden wäre. Es war der lauteste Moment des Abends.

Bevölkerung fühlt sich allein gelassen

Gemeindepräsident Dieter Schaltegger hielt dagegen, dass auch er erst seit letztem Mittwoch Bescheid wusste. «Bei dem Medienrummel war doch klar, dass wir informieren werden», sagte er. Man habe nach der Bekanntgabe rasch reagiert. Flyer für die einzelne Haushalte, wie gewünscht wurde, hatte es da nicht mehr gegeben. Der erste offizielle Anlass war eigentlich erst für Ende Oktober vorgesehen.

Zwar blieben die Fragesteller sachlich, doch emotional wurde es dennoch. Vor allem war viel Unsicherheit zu spüren. Die Bevölkerung scheint sich allein gelassen zu fühlen. Kantonsrätin Wilma Willi (Grüne, Stadel) wollte etwa wissen, was Nagra, Bund und Regierungsrat jetzt für die Leute machen. Mehr als, dass man mit der Region zusammenarbeiten und sie unterstützen wolle, konnten diese aber nicht als Antwort geben.

Die Einwohnerinnen und Einwohner machten sich Sorgen um ihre Liegenschaften oder die Sicherheit des Endlagers. Die Voten wurden von viel Applaus begleitet.

Abgeltungen werden noch verhandelt

Stefan Jordi vom Bundesamt für Energie sagte, dass nur in unmittelbarer Nähe von AKWs die Preise gesunken seien. Auch beim Zwischenlager in Würenlingen AG seien die Preise nicht gefallen. Ein Einwohner scherzte, dass ihm die Nagra sein Haus abkaufen könne.

Bezüglich Sicherheit verwiesen alle Vertreter darauf, dass diese natürlich an erster Stelle stehe. Mehr Gewissheit konnten sie den Anwesenden nicht geben.

Momentan steht ein Betrag von 800 Millionen Franken im Raum, der für Abgeltungen in der Region eingesetzt werden soll. Wieviel es wird, müssen Verhandlungen zeigen. So insistierend ein Votant auch nach genaueren Zahlen fragte - niemand konnte ihm an diesem Abend genaueres sagen.

Ein Anwohner hielt schliesslich fest, dass die Gegend im Zürcher Unterland schon genug für die Schweiz tue, etwa mit dem Ertragen des Fluglärms vom Flughafen Zürich-Kloten. Fast schon bittend meinte er, dass nach dem Endlager nicht noch mehr dazu kommen könne.

(SDA)

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