Tesla-Leck bringt Elon Musk in Bedrängnis
«Mein Autopilot hat mich fast umgebracht»

Bei Tesla sind offenbar hochsensible Daten entwendet worden. Geleakt wurden etwa Löhne und Privatadressen von Mitarbeitenden – aber auch bisher unbekannte Probleme mit Teslas selbstfahrenden Autos.
Publiziert: 26.05.2023 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2023 um 07:19 Uhr
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Bekannter Vorfall aus USA: Ein Apple-Mitarbeiter starb 2018 in einem Tesla – die Familie macht den Autopiloten dafür verantwortlich.
Foto: KPIX

Nachdem Elon Musk (51) mit seinem Kurznachrichtendienst Twitter seit Monaten Negativschlagzeilen schreibt, gerät nun auch sein Elektroautokonzern Tesla ins Schlaglicht. Bei Tesla ist es offenbar zu einem enormen Datenleck gekommen.

Das deutsche «Handelsblatt» berichtet, ihm seien 100 Gigabyte vertrauliche Daten zugespielt worden, die aus den IT-Systemen Teslas stammen sollen. Die Zeitung nennt den Vorfall «Tesla Files», weil in den geleakten Daten viele hochsensible Informationen stecken: Es geht laut Bericht um personenbezogene Daten über mehr als Hunderttausende Tesla-Mitarbeitende, etwa deren Privatadressen und Löhne.

Selbstfahrende Autos beschleunigen unverhofft

Aber auch Kundendaten und Informationen zu Geschäftspartnern sind von dem Leak betroffen. Ebenso enthalten die Tesla Files laut «Handelsblatt» Daten über Projekte wie das selbstfahrende Auto, die Entwicklung neuer Batteriezellen oder den geplanten Elektro-Pickup Cybertruck.

Die Daten deuten dem Bericht zufolge darauf hin, dass Tesla grössere Probleme mit dem Autopiloten hat als bisher bekannt. Laut dem Leak sieht sich das Unternehmen bereits mit zahlreichen Gerichtsprozessen zu seinen Fahrassistenzsystemen konfrontiert. Kunden geben darin etwa zu Protokoll, dass ihres Teslas in Eigenregie beschleunigten – dabei soll es auch Verletzte und gar Tote gegeben haben.

Autopilot von Tesla bremst abrupt ab – und verursacht Massenkarambolage
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Massenkarambolage verursacht:Autopilot von Tesla bremst abrupt ab

Unter den Tesla Files sind auch Beschwerden von Kunden. «Mein Autopilot hat mich auf einer Strecke, die ich immer wieder fahre, fast umgebracht», sagte etwa ein Kunde. Das «Handelsblatt» hat Dutzende der Kunden kontaktiert – diese bestätigten darauf ihre Beschwerden. Autos, die plötzlich bremsen oder abrupt beschleunigen. Manche kamen mit dem Schrecken davon, andere landeten laut ihren Aussagen im Graben, fuhren gegen Wände oder prallten auf entgegenkommende Fahrzeuge.

Ein Schweizer Kunde berichtet 2021 von mehreren Fehlbremsungen: Sein Tesla habe «nach der Überholung eines Fahrzeugs eine Vollbremsung vorgenommen, dass einem angst und bange wird».

Eine weitere Tesla-Kundin fuhr in einen Markierungspfosten, weil ihr Tesla auf einmal wie ein Rennwagen beschleunigte. «Ich versuchte zu lenken, aber raste in einen Zement-Pfosten», erinnert sich die Kundin. «Der fiel um, aber das Auto stoppte nicht. Ich fuhr in den nächsten Pfosten. Der Airbag ging los, und ich war völlig fassungslos.»

Auch neuere Beschwerden darunter

Insgesamt enthalten die geleakten Tesla-Daten mehr als 2400 Beschwerden über Selbstbeschleunigungen und mehr als 1500 Probleme mit Bremsfunktionen, darunter 139 Fälle von ungewollten Notbremsungen und 383 gemeldete Phantombremsungen infolge falscher Kollisionswarnungen. Die Zahl der Crashs liegt bei mehr als 1000. Die Beschwerden stammen aus einem Zeitraum von 2015 bis im März 2022.

Zudem gibt es über 3000 Einträge in einer Tabelle zu Vorfällen mit Fahrassistenzsystemen, bei denen Kunden Sicherheitsbedenken äusserten.

Ein Informant hatte sich im April an die brandenburgische Datenschutzbehörde gewandt. In Grünheide in Brandenburg (D) betreibt Tesla eine Grossfabrik. Sollten sich die Hinweise erhärten, «wäre die Angelegenheit aus datenschutzrechtlicher Sicht auch wegen der grossen Zahl der weltweit betroffenen Personen besonders schwerwiegend», sagte ein Sprecher der Datenschutzbeauftragten dem «Handelsblatt». Die zuständigen Behörden in Deutschland haben Ermittlungen aufgenommen. Auch in den Niederlanden sind die Behörden in dem Fall bereits aktiv geworden – dort hat Tesla seinen Hauptsitz in Europa.

Tesla verdächtigt dem Bericht zufolge einen «verärgerten ehemaligen Mitarbeiter». Dieser habe seinen Zugang als Servicetechniker missbraucht, um die Informationen weiterzugeben. Tesla wolle rechtliche Schritte gegen den Ex-Mitarbeiter einleiten.

«Jede denkbare Form des Missbrauchs»

«Diese Enthüllungen sind beunruhigend und passen gleichzeitig in das Bild, das wir in knapp zwei Jahren aus eigenen Eindrücken und Schilderungen der Kolleginnen und Kollegen bei Tesla gewonnen haben», erklärte die Gewerkschaft IG Metall. Sie setzt sich für die Anliegen der Tesla-Mitarbeitenden in Deutschland ein.

Offenbar lägen «persönlichste Daten der Beschäftigten für jede denkbare Form des Missbrauchs offen», so die Gewerkschaft. Gleichzeitig schwöre die Unternehmensleitung eben diese Beschäftigten mit viel Druck auf weitreichende Verschwiegenheitspflichten ein und stelle einen Security Intelligence Investigator ein, der auch abseits des Firmengeländes Verstösse ermitteln solle. Das verunsichere viele Beschäftigte.

Die Gewerkschaft forderte eine «umfängliche Aufklärung» der Beschäftigten über alle Verletzungen der Datenschutzrechte. Sie empfahl der Geschäftsleitung von Tesla, eine Unternehmenskultur zu fördern, «in der Beschäftigte Probleme und Missstände offen und ohne Angst zur Sprache bringen können». (AFP/sfa)

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