Eigentlich wäre das ein Grund zur Freude: Der Ölpreis sinkt auf den tiefsten Stand seit Januar. Die Gründe für den Preisrückgang verheissen allerdings nichts Gutes. Immerhin: Die Preise an den Zapfsäulen und für Heizöl dürfte in den nächsten Tagen weiter sinken. Schweizweit kostet ein Liter Bleifrei 95 mittlerweile wieder unter 2 Franken.
Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Freitagnachmittag 85,78 US-Dollar. Das waren satte 4,68 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel gar um 5,07 Dollar auf 78,42 Dollar. Der WTI-Preis liegt damit erstmals seit Januar unter 80 Dollar.
Verliert Konjunktur weiter an Schwung?
Also alles in Butter? Nein, wenn man die Ursache für den Preisrückgang anschaut: Die Erdölpreise werden durch trübe Konjunkturaussichten belastet. Analysten verweisen auf die diversen Notenbanken, die im Laufe der Woche ihre Leitzinsen deutlich angehoben haben – um die hohe Inflation zu bekämpfen.
Das hat Folgen: Anleger sorgen sich wegen der steigenden Zinsen darum, dass die Konjunktur weiter an Schwung verliert. Und die Nachfrage nach Rohöl einbricht. Im Euroraum hat sich die Stimmung der Unternehmen im September weiter verschlechtert. Die Angst vor einer Rezession geht um. Die Rezessionsgefahr nimmt in den westlichen Industrienationen immer weiter zu. Dann sinkt die Nachfrage nach Öl, was den Ölpreis weiter fallenlässt.
Starker Dollar und Chinas Corona-Politik
Ein weiterer Faktor ist der starke Dollar, der im Vergleich zu den meisten wichtigen Währungen zugelegt hat. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, wird das schwarze Gold für Käufer aus anderen Währungsräumen teurer. Hinzu kommt die strikte Corona-Politik Chinas. Sie beeinträchtigt die wirtschaftlichen Aussichten der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt.
Und wenn der Ölpreis weiter sinkt? Dann könnte die OPEC, die Organisation erdölexportierender Länder, gezwungen sein, die Produktion zu drosseln, wie Nigerias Ölminister Timipre Sylva (58) sagte. (pbe)