Der Krieg gegen die Ukraine stellt alles auf den Kopf. Jetzt sagt Erik Fyrwald (62), Chef des Saatgut-Herstellers Syngenta, in einem Interview mit der «Bilanz»: «Ich weiss nicht, ob allen bewusst ist, wie nahe die Welt schon vor dem Krieg an einer ernsten Nahrungsmittelkrise war. Der Krieg macht das noch einmal deutlich schlimmer.»
«Das Risiko einer Hungersnot ist gross», sagt Erik Fyrwald nun über die dramatischen Ernteausfälle in der Ukraine und Russland. Für ihn ist klar: «Priorität hat die Sicherheit unserer 730 Mitarbeiter. Wir haben über 100 Familien bei der Flucht geholfen. Wir zahlen unsere Leute extra und früher, helfen mit Arrangements, unterstützen Hilfswerke vor Ort.»
Dramatische Zahlen in Zeiten des Krieges
Seine grösste Sorge ist jedoch eine andere: «Kommt die Saat zu den Bauern, und bekommen die Bauern die Saat in die Erde?» Denn die Fakten sind dramatisch. 25 Prozent des Weizens weltweit kommen aus der Ukraine und Russland, 50 Prozent der Sonnenblumen aus der Ukraine, 40 Prozent des Kalidüngers aus Russland und Belarus. Weil die Produktionsausfälle zu Preissteigerungen führen, werden sich gemäss dem Syngenta-Chef viele Länder und Hilfsorganisationen weniger Nahrungsmittel als zuvor leisten können.
Ein hoher Brotpreis, ist Fyrwald überzeugt, berge ein hohes Sprengpotenzial. Hohe Brotpreise seien immer wieder Auslöser für politische Unruhen. Fyrwalds Vorschlag für die Lösung des Problems: Firmen, NGOs und Regierungen müssen stärker zusammenarbeiten, etwa bei der Regulierung von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. (pbe)