Die Schweizer Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss brauchen wegen der Corona-Krise dringend Geld. Auf 1,5 Milliarden Franken schätzt der Bundesrat den Liquiditätsbedarf der beiden Airlines allein bis Ende Jahr. Die Regierung ist bereit, der Luftfahrt unter die Armee zu greifen, allerdings unter strengen Auflagen – und schon gar nicht umsonst.
Ein cleverer Schachzug. Die Schweiz bürgt für die beiden Schweizer Fluggesellschaften mit bis zu 1,275 Milliarden Franken. Damit können Swiss und Edelweiss Kredite bei den Banken aufnehmen, wenn bei ihnen das Geld knapp wird.
Helvetic braucht kein Geld
Das heisst: Im Moment fliesst kein Geld der Steuerzahler an die Fluggesellschaften. Diese müssten erst einspringen, wenn die beiden Airlines die Kredite nicht zurückzahlen könnten. Und selbst dann, würde ein Teil des Risikos bei den Banken bleiben. Die Aufteilung ist wie bei den KMU-Bürgschaften: 15 Prozent garantieren die Banken, der Rest der Bund.
Leer geht dagegen Easyjet Switzerland aus. Hier soll die Muttergesellschaft der Schweizer Tochter unter die Armee greifen. Und Helvetic hat überhaupt auf Staatshilfe verzichtet. «Die Liquidität von Helvetic Airways wird durch unseren Eigentümer Martin Ebner gewährleistet», sagt CEO Tobias Pogorevc (49) zu BLICK.
Bund sichert sich ab
Bleiben also Swiss und Edelweiss, die offenbar in zähen Verhandlungen mit dem Bundesrat um die Bedingungen für Unterstützung gerungen haben, wie Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (59) an der Medienkonferenz durchblicken liess. «Ja, wir haben uns abgesichert», erklärt Sommaruga.
Das heisst unter anderem: Der Bund hat Standortgarantien eingefordert. Er besteht darauf, dass das Geld aus den Krediten nicht ins Ausland, also zur Mutter Lufthansa, abfliessen darf. Aus künftigen Gewinnen müssen erst die Kredite zurückbezahlt werden. Zudem sind die Darlehen verzinst.
Passagiere und Reisebüros gehen leer aus
Damit können die Airlines leben: «Swiss und Edelweiss sind dankbar über den Entscheid des Bundesrats, der Schweizer Luftfahrt die benötigte Liquidität zukommen lassen zu wollen, um die Auswirkungen der Corona-Krise überstehen zu können», heisst es in einer Medienmitteilung.
Das ganze Paket sowie weitere 600 Millionen Franken Kreditgarantien für flugnahe Betriebe wie Swissport, Gategroup und SR Technics muss noch vom Parlament abgesegnet werden. Die Schweiz hilft der Luftfahrtbranche mit Garantien von insgesamt bis zu 1,9 Milliarden Franken.
Leer gehen dagegen die Passagiere aus, die nun noch länger auf die Rückzahlung warten müssen. «Dieses Paket ist eine Enttäuschung für Konsumenten und die Reisebranche», sagt Globetrotter Chef André Lüthi (59). «Heute wurde eine riesige Chance verpasst, allen Betroffenen gleichermassen zu helfen. Denn auch den Reisebüros geht das Geld aus», erklärt Lüthi, der auch im Vorstand des Schweizer Reise-Verbands sitzt.