Die Schweiz und ihre Wirtschaft kranken an Eigensinn: Zu dieser Diagnose kommt Swiss-Life-Präsident Rolf Dörig (66). Er kritisiert das Zusammenspiel zwischen Banken und den Versicherern. «Viele schauen nur noch auf ihre unmittelbaren Eigeninteressen und denken nicht mehr an das Ganze», sagt er im Interview mit der «NZZ».
Er kritisiert auch die anderen Unternehmensführer in der Schweiz. «Viele meiner Kollegen verstehen die Schweiz zwar, aber sind bereit, die gemeinsamen Interessen des Landes auf dem Altar ihrer kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen zu opfern», sagt er und wird deutlich. «Dafür schäme ich mich wirklich.» Die Unternehmen seien Teil der Gesellschaft und darauf angewiesen, dass die Bevölkerung sie verstehe.
Von der FDP zur SVP
Dörig ist vor gut einem Jahr von der FDP zur SVP gewechselt, wie er im Blick-Interview damals verkündete. So stellt er sich auch gegen eine Neuauflage des Rahmenabkommens, wie es jetzt diskutiert wird. Man brauche ein geklärtes Verhältnis zur EU, aber: «Laut der OECD wird in den kommenden 20 Jahren 90 Prozent des Wirtschaftswachstums ausserhalb von Europa stattfinden», sagt er. «Müssen wir uns zu einem nicht akzeptablen Preis in diesen Markt hineinregulieren lassen, wie es jetzt vorgesehen ist?»
Er sieht als Alternative ein weiterentwickeltes Freihandelsabkommen oder ein Abkommen, wie es Grossbritannien gemacht hat. Doch tatsächlich ist es fraglich, inwiefern die Europäische Union einer solchen Lösung zustimmen würde. Schon jetzt pikst die Union die Schweiz immer wieder in wirtschaftlichen Fragen. (bro)