Kahlschlag im Aargau: Erneut baut der US-Konzern General Electric (GE) massiv Stellen ab. Betroffen sind die Standorte in Birr und Baden AG. Der Schock ist gross. Der US-Multi will insgesamt 450 abbauen.
Die Mehrheit, 350 Stellen, wird in Baden gestrichen. «Das ist ein schmerzhafter Schlag für den sich allgemein solid entwickelnden Wirtschaftsstandort», schreibt die Stadt Baden in einer Mitteilung. «Das Mitgefühl gilt den davon betroffenen Mitarbeitenden.» Der Stadtrat fordert, dass alles unternommen werden müsse, um die Zahl der effektiven Kündigungen «so klein als möglich zu halten und lückenlose Neuanstellung in der Region zu gewähren».
Stadtammann Markus Schneider sagt: «Auch wenn uns die anhaltenden Herausforderungen im Energiesektor sehr bewusst sind, enttäuscht das Ausmass des nochmaligen Abbaus.»
GE blutet Schweizer Standorte aus
Den neuerlichen Stellenabbau begründete GE damit, dass das Geschäftsjahr 2018 für GE Power «finanziell herausfordernd» gewesen sei. Die Nachfrage nach Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen nehme weiter ab, der verbleibende Markt sei zudem hart umkämpft. Offensichtlich hat es in dem Markt insgesamt zu grosse Kapazitäten gemessen an der verbliebenen Nachfrage.
Seit Jahren lässt der US-Multi Standorte in der Schweiz bluten. BLICK berichtete immer wieder über Abbau-Vorhaben im Aargau. Der amerikanische Konzern hatte zuvor in zwei grossen Sparrunden bereits rund 2400 Stellen gestrichen. Ursprünglich hatte GE in der Schweiz rund 5300 Stellen vom französischen Konzern Alstom übernommen. Total wird GE also bald 2850 Stellen gestrichen haben.
GE sei sich der sehr schwierigen Situation der Mitarbeitenden bewusst, sagt ein Sprecher auf Anfrage von BLICK: Das Unternehmen verpflichte sich, den bestehenden umfassenden Sozialplan weiterzuführen. Er solle den Mitarbeitenden helfen, schnell wieder eine Arbeitsstelle zu finden. «Die Schweiz wird für GE auch weiterhin eine wichtige Rolle mit Führungskompetenz und Fachwissen im gesamten Energiebereich spielen», verspricht das US-Unternehmen.
Regierungsrat fordert konkrete Massnahmen
Der Regierungsrat des Kantons Argau zeigt sich enttäuscht, dass es bei GE zum dritten Mal hintereinander zu einem «substantiellen Stellenabbau» kommt. «Dieser nochmalige Abbau widerspricht früheren Aussagen von GE und ist für uns enttäuschend. Wir bedauern den nochmaligen massiven Verlust von Arbeitsplätzen sehr», erklärt Landammann Urs Hofmann, Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres.
Er kündigt an: Das Amt für Wirtschaft und Arbeit sei mit dem mobilen RAV vor Ort und stehe in engem Kontakt mit den Personalverantwortlichen von GE. Vom US-Multi erwartet der Regierungsrat, dass «im Einzelfall grosszügige Lösungen getroffen werden». Oberstes Ziel bei den nun beginnenden Konsultationsverfahren mit den Sozialpartnern müsse es sein, für möglichst viele der vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden neue Arbeitsplätze zu finden.
Die Gewerkschaft Syna verlangt, dass GE auf den erneuten Kahlschlag verzichtet. Mit dem Abbau werde Fortbestand der GE-Standorte in der Schweiz aufs Äusserste gefährdet, erklärt Bajram Arifaj. «Statt Abbau braucht es endlich verbindliche Zusagen seitens des obersten GE-Managements, wie es in der Schweiz weitergehen soll.»
500 Angestellte müssen zügeln
Doch damit nicht genug: Wie zu einem früheren Zeitpunkt angekündigt, verlegt der US-Multi die Produktion am Standort Oberentfelden nach Birr. «Davon betroffen sind rund 500 Mitarbeitende», weiss der Regierungsrat. Deren Arbeitsplätze blieben aber erhalten.
GE will offenbar rund 30 Millionen Franken in die Sanierung und den Umbau der Produktionsanlagen in Birr investieren. «Der Regierungsrat erwartet, dass diese Investition zur langfristigen Sicherung der Produktionsarbeitsplätze im Werk Birr beiträgt.»
Auch der Stadtrat von Baden AG begrüsst das aktuelle Standortbekenntnis von GE. Der Konzern sei mit rund 1300 Mitarbeitenden nach wie vor einer der grössten Arbeitgeber in der Region.