Luzerner Firma lenkt Pendlerströme New Yorks
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Schweizer App begeistert USA:Luzerner Firma lenkt Pendlerströme New Yorks

Spektakulärer Deal – bald Projekt in der Schweiz?
Schweizer Firma steuert mit KI Pendlerströme in New York

Die Schweizer Firma Axon Vibe entwickelte eine Mobilitäts-App für den Verkehr in New York. Blick hat mit dem CEO Roman Oberli (51) gesprochen.
Publiziert: 18.08.2023 um 21:02 Uhr
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Die Firma Axon Vibe mit Sitz in Luzern lancierte Anfang August gemeinsam mit der Metropolitan Transportation Authority (MTA) eine neue App, welche Pendlerströme des Staates New York lenken soll.
Foto: AFP
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Aline LeutwilerFreie Journalistin Politik und Wirtschaft

«Wir sind selbst fast etwas erschrocken», sagt Roman Oberli (51), Chef von Axon Vibe. Die Firma mit Sitz in Luzern lancierte Anfang August gemeinsam mit der US-Verkehrsbehörde Metropolitan Transportation Authority (MTA) eine neue App, welche Pendlerströme des Staates New York lenken soll. Fast erschrocken ist Oberli, weil Axon seine Technologie ausgerechnet in New York unter Beweis stellen kann.

Die neue Mobilitäts-App soll den Verkehr der Metropole optimieren. Ähnlich wie bei der SBB-App in der Schweiz gibt der Fahrgast von Tür-zu-Tür die Start- und Zieldestination ein. Dank künstlicher Intelligenz (KI) schlägt die Applikation den besten Weg vor. Infrage kommt aber nicht nur der öffentliche Verkehr, sondern auch das Auto oder der Fussweg. «Bald kommen auch Velos und Taxis hinzu», so Oberli zu Blick. Das System von Axon Vibe hat sogar Zugriff auf Daten von Rolltreppen und Lifts, was den barrierefreien Transport für alle ermöglicht. Unterschied zur SBB-App: Momentan sind noch keine Zugbilletts über die App käuflich. Die New Yorkerinnen sollen ihre Abos aber bald hinterlegen können.

Wer hinter der Firma steckt

Dank der Empfehlung der «MTA App» sollen die Stosszeiten abgeschwächt und der Verkehr flüssiger werden. Gibt es beispielsweise einen Stau in der Innenstadt, kann die App empfehlen, das Auto stehenzulassen und mit der Metro zu fahren. Das ist auch gut für die CO₂-Bilanz des öffentlichen Verkehrs. «Wir rechnen mit 140’000 Tonnen weniger CO₂ pro Jahr», sagt Oberli. 

Bei all den Daten, die bei Axon Vibe zusammenfliessen, stellen sich datenschutztechnische Fragen. «In den USA war es von Vorteil, dass wir europäische Datenschutz-Gesetzte befolgen», so Oberli. Er beauftrage regelmässig Unternehmen, um die Systeme zu testen.

Hinter der Firma steckt Stefan Muff (60). Der Luzerner entwickelte mit seiner ersten Firma Endoxon digitale Kartenlösungen und verkaufte diese 2006 an Google als Kerntechnologie für Google Maps. Muff startete nach dem Verkauf Endoxons nochmals neu und gründete 2014 unter anderem Axon Vibe. «Muff ist im Verwaltungsrat, aber auch operativ stark involviert», so Oberli im Gespräch.

Ein erster Meilenstein erreichte Muff mit seiner neuen Firma während der Pandemie. Für die MTA entwickelte er eine App, um systemkritische Personen zu befördern. Dank der positiven Erfahrungen kam dann die Totalrevision der MTA-App zustande.

Nächste Projekte stehen an

Das Projekt wurde teilfinanziert von einem grünen Fonds. An der App verdient das Luzerner Unternehmen künftig an Kommissionen von Taxis oder Citybikes. Und über Loyalitätsprogramme. «Bei Verspätungen bieten wir als Entschuldigung Gutscheine beispielsweise für Kaffee an», so Oberli. An jedem eingelösten Gutschein verdient seine Firma. In einem Pilotprojekt in Tokio hat das Konzept bereits funktioniert. 

Wieso gibt es die Schweizer Technologie nicht auch hierzulande? Im Jahr 2019, noch in der Ära des früheren SBB-Chefs Andreas Meyer (62), unterschrieben Axon Vibe und die SBB noch eine strategische Partnerschaft. Ziel war es, eine ähnliche App wie jene, die nun in New York läuft, auf die Beine zu stellen. Doch im Zuge der Pandemie und Wechsel an der Spitze der SBB ist das Projekt dann wieder gestorben.

«Wir denken nach wie vor, dass unsere Technologie auch in der Schweiz sinnvoll wäre», sagt Oberli zu Blick. Das Unternehmen werde die SBB auf dem Laufenden halten, wie das Projekt in New York läuft. Wie Oberli verrät, ist eine andere Schweizer Bahngesellschaft an einer App von Axon Vibe interessiert. Weitere Projekte laufen derzeit in Tokio, Grossbritannien und Amsterdam. 

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