Die Schweizerische Nationalbank hat entschieden: Der Leitzins bleibt bei -0,75 Prozent. SNB-Präsident Thomas Jordan zieht bei den Negativzinsen damit nicht nach.
Trotzdem gibt es eine Änderung, die für Banken und auch Sparer Folgen hat. Die SNB macht eine Korrektur beim Freibetrag, den die Banken ohne Negativzinsen bei der SNB deponieren können. «Die Anpassung führt dazu, dass der Freibetrag für das Bankensystem steigt und die Negativzinseinnahmen der SNB sinken», heisst es im Communiqué.
Das ist positiv für die Banken, sie werden entlastet. Das bedeutet, dass der Druck sinkt, die Negativzinsen auf die Sparer abzuwälzen. Vorerst müssen also weiter nur Sparer mit grossem Vermögen Strafzinsen berappen. Die Änderung tritt per 1. November 2019 in Kraft.
Franken bleibt hoch bewertet
Anders als Jordan hat sein europäischer Kollege Mario Draghi (72) von der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter an der Geldpolitik geschraubt. Draghi gab letzte Woche bekannt, dass der Einlagesatz auf minus 0,5 Prozent gesenkt werde. Das ist der Zins, den die Banken der EZB für das Parken von Geldanlagen bezahlen müssen.
Davor lag dieser Strafzins bei minus 0,4 Prozent. Der Leitzins blieb auf Nullniveau. Als Reaktion stieg der Franken zum Euro. Er ist seither wieder etwas schwächer geworden. In der Mitteilung der SNB vom Donnerstagmorgen heisst es aber zum Franken: «Er bleibt hoch bewertet.» Die Nationalbank will denn auch weiterhin bei Bedarf im Devisenmarkt eingreifen. Neben den Negativzinsen ist es der zweite Hauptpfeiler ihrer Politik, den Franken zu schwächen.
Die expansive Geldpolitik sei angesichts der jüngsten internationalen Entwicklungen und der Inflationsaussichten in der Schweiz nach wie vor notwendig, schreibt die SNB weiter.
Lob für standfeste SNB
Beobachter der SNB-Politik reagieren auf den heutigen Entscheid. So schreibt Swissmem in einem Communiqué: «Die SNB hat diesen schwierigen Entscheid unter Abwägung aller Aspekte und zum Wohle der gesamten Volkswirtschaft gefällt.»
Klar drückt der Verband seine Erwartungen an die SNB aus. Die Nationalbank soll zur Frankenschwächung «alle sinnvollen Massnahmen» einsetzen. «Wir sehen die Kaufkraftparität zum Euro derzeit bei rund 1,20 Franken», erklärte Swissmem-Sprecher Ivo Zimmermann am Donnerstag auf Anfrage nach dem Zinsentscheid.
Die VP Bank schreibt in ihrer Analyse Verständnis für die SNB: «In Anbetracht tief negativer Zinsen sollte die SNB ihre ohnehin begrenzte Munition für ernsthafte Krisensituationen trocken halten.» Es sei wohltuend zu sehen, dass sich die eidgenössischen Währungshüter nicht dem internationalen Reigen von Zinssenkungen anschliesse.
In die Zukunft blickt der Analyst der Privatbank Lombard Odier: «Ein Schritt in die andere Richtung, nämlich nach oben, scheint nun in naher Zukunft, also den Jahren 2019 und 2020, eher unwahrscheinlich.» Eine Rolle würden dabei internationale Themen spielen. Die Schweiz, als kleine offene Volkswirtschaft, würden diese mehr als nur tangieren.
Kritik kommt vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund: «Der heutige Entscheid, den Negativzins für die Banken zu lockern, ist ein weiteres Zeichen von Schwäche.» Der SBG wirft der SNB vor, sich vom Finanzplatz lenken zu lassen.
Zinsschritt in den USA
Das Verdikt der SNB steht auch im Zeichen der Senkung des Leitzinses in den USA. Wie die US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch mitteilte, liegt der Leitzins nun in der Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent. Das entspricht einem Rückschritt von 0,25 Prozentpunkten. Es ist die zweite Zinssenkung in Folge.
Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für den Schuldendienst ausgeben müssen – sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung. Die US-Notenbank will so der sich langsam abkühlenden Wirtschaft entgegenwirken. (ise/jfr)