Kein Land auf dieser Welt hat einen so hohen Strafzins wie die Schweiz. Und in kaum einem anderen Land geht es Sparern bereits derart ans Leder. Dass die Nationalbank die Minuszinsen nicht noch einmal verschärft, ist ein guter, notwendiger Entscheid.
Denn er zeigt: Die oft ins Feld geführte, gleichbleibende Differenz zwischen dem EZB- und SNB-Leitzins spielt heute offensichtlich keine Rolle mehr. So kletterte der Euro von 1.085 auf 1.10 Franken, obwohl die EZB durch ihre Verschärfung des Strafzinses die Zinsdifferenz zur SNB verkleinert hatte. Einer Aufwertung des Frankens kann Jordan bis auf weiteres gut auch mit Devisenkäufen entgegnen.
Mit einer Verschärfung der Strafzinsen hätte Jordan riskiert, dass Kleinsparer zum Sturm auf die Bankschalter geblasen hätten. Dass Parteien mit dem Negativzins im Wahlkampf Polemik betrieben hätten. Und dass Banken ihren Kunden mit kleineren Barvermögen auf den Konten flächendeckend Strafzinsen aufgebrummt hätten.
Dieser Dammbruch bleibt uns (vorerst) erspart. Aufatmen können Kleinsparer aber noch lange nicht.
Wir alle zahlen schon längst drauf – nur nicht offiziell. Der Negativzins hat sich schon tief in unsere Gesellschaft hineingefressen. Die Banken haben ihn in Form von Gebührenerhöhungen der breiten Masse aufgedrückt. Kontoführung, Jahresgebühren, Kosten für Debitkarten, Hotline-Anrufe oder Bargeldbezug am Schalter – die Finanzinstitute holen die Strafzinsen auf jede erdenkliche Art zurück.
Sie werden das auch weiter fleissig tun. Denn mit Tiefzinsen haben wir in der Schweiz noch Jahre zu leben. Neue Gebühren und Kosten für Kleinsparer werden hinzukommen.
Die Panikmache der Banken gegen eine Ausweitung der Strafzinsen kann man darum nicht wirklich ernst nehmen.