Auf einen Blick
- Podcast über Umweltkrimi von Zürcher Baudirektion kostet 40'000 Franken
- Zürichs Podcasts sollen jüngere Personen ansprechen
- Velo-Podcast sorgt für weitere Fragezeichen
«Uf de Spur – de Umweltkrimi vo Züri». So heisst der Podcast, indem die fiktiven Charaktere Anna und Lukas Abenteuer über verschwundene Fledermäuse, beschädigte Mobilfunkantennen und radioaktive Gase erleben. Seit Mitte September sind die vier Folgen verfügbar. Produzent ist aber nicht etwa ein Verlag, sondern das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft der Baudirektion Zürich.
Das Brisante: Der Produktion des Podcasts kostete 40'000 Franken, wie die «NZZ» berichtet. Pro Folge – eine dauert jeweils 20 Minuten – also 10'000 Franken. Hörerzahlen liegen noch keine vor.
Information an die Bevölkerung ist vorgeschrieben
Damit will die Baudirektion Zürich «auch jüngere Personen ansprechen». Es gehe darum, einen Blick auf Umweltprobleme zu legen, welche weniger bekannt sind. Die Podcast-Umgebung ist für Zürich allerdings kein Neuland. Insgesamt kennt der Kanton acht Podcast-Reihen. Ein weiteres Beispiel: In «Auf Bewährung – Leben mit Gefängnis» sprechen Fachpersonen über ihre Arbeit. Die acht Folgen verursachten externe Kosten von 36'000 Franken. 8500 Personen sind auf die Folgen angesprungen.
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Dabei bleibt die Frage: Ist es wirklich die Aufgabe der Behörden, Podcasts zu veröffentlichen? Die verschiedenen Ämter, welche die Folgen produzieren, rechtfertigen sich damit, dass eine Information an die Bevölkerung vorgeschrieben ist. Da rund ein Drittel der Schweizer Podcasts höre, bei Menschen unter 25 sogar 60 Prozent, möchte man auch diesen Kanal bespielen. Eine Erklärung, welche grundsätzlich Sinn ergibt. Bei so hohen Kosten kommen aber trotzdem einige Fragen auf.
Der Velo-Podcast
Hinzu kommt ein weiterer Punkt. Eine der acht Podcast-Reihen stammt von der Fachstelle Veloverkehr. Die 14 Folgen verzeichnen insgesamt 2300 Downloads. Auch hier begründet die Direktion: Die Wissensvermittlung und Kommunikation sind wichtige Teile des Förderprogramms, das vom Parlament beschlossen wurde.
Doch damit betrifft der Kanton ein schwieriges Terrain. Denn im Vergleich zu anderen Podcasts geht es nicht darum, die staatlichen Aufgaben zu repräsentieren. Stattdessen gibt die Fachstelle Tipps zur «Kleiderstrategie für kalte Wintertage», behandelt die verschiedenen E-Bike-Typen oder spricht über Scheiben- und Felgenbremsen.
Es sind Themen, die bereits von etlichen anderen Experten aufgegriffen werden. Ob da der Kanton wirklich auch mitmischen muss, ist fraglich. Auch die Politik hat sich der Podcast-Debatte angenommen. SVP-Kantonsrätin Anita Borer meinte gegenüber der «NZZ»: «Entscheidend ist, dass der Aufwand im Verhältnis zum Nutzen und zum Auftrag steht.» Und dieses Gleichgewicht ist sogar für die SP nicht gegeben. Kantonsrat Rafael Mörgeli meint: «10’000 Franken pro Folge finde ich klar zu viel.»