Es waren Chaos-Tage für Sulzer-CEO Greg Poux-Guillaume (48), nachdem die US-Regierung vor anderthalb Wochen beschlossen hatte, russische Oligarchen wie Sulzer-Mehrheitsaktionär Viktor Vekselberg (61) auf die Sanktionsliste zu nehmen: US-Gelder wurden eingefroren, Firmen unter US-Gesetzgebung durften keine Geschäfte mit Vekselberg tätigen. Und darum auch nicht mehr mit dem Winterthurer Industriekonzern Sulzer, der einen Viertel seines Geschäfts in den USA hat und die Hälfte aller Transaktionen in Dollar ausführt.
«Wir waren gelähmt, konnten teilweise unsere Mitarbeiter nicht mehr bezahlen», zeichnet Poux-Guillaume gestern Abend im Interview im SRF-Wirtschaftsmagazin «Eco» die dramatischen Stunden nach. Und er sagt sogar, dass es für den 3-Milliarden-Umsatz-Konzern ums Überleben ging.
Glücklicherweise hätten die Vertreter von Vekselberg verstanden, wie wichtig es sei, dass der Oligarch seine Beteiligung auf unter 50 Prozent reduziert habe und Sulzer ihm dafür die nötigen Aktien für über eine halbe Milliarde Franken abkaufen müsse. Nun halte man diese und warte, bis man sie gewinnbringend verkaufen könne.
«Mache niemandem einen Vorwurf»
Trotz des schnellen Eingreifens der Geschäftsführung dauerte es drei Tage, bis die US-Behörden den Deal durchwinkten. In dieser Zeit entschieden mehrere Banken, unter anderen die UBS und CS, den Handel mit Sulzer-Aktien zu unterbrechen. «Ich mache niemandem einen Vorwurf», sagt Poux-Guillaume. «Sanktionen sind etwas Heikles, viele Banken haben sich daran schon die Finger verbrannt.»
Am meisten geholfen hätten ihm das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und der dafür zuständige Bundesrat, Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (66). Ob dieser bei der US-Botschaft oder gar in Washington für Sulzer geweibelt habe, wollte «Eco»-Moderator Reto Lipp wissen. «Ja, mir wurde das so gesagt», antwortete Poux-Guillaume.
Und was ist nun der Schaden für Sulzer, nachdem man in den vergangenen Tagen für alle Bedenken hat Entwarnung geben können? «Ich weiss noch nicht, wie hoch er genau sein wird, aber für dieses Jahr wird ein Schaden hängen bleiben», so der CEO. Für die Zeit danach gibt er dagegen Entwarnung. (kst)