So verheerend ist Corona für die Flugindustrie
Credit-Suisse-Banker umrundeten Globus 9500-mal weniger

Geschäftsreisen wurden wegen der Pandemie auf ein Minimum reduziert. Firmen sparten dadurch Millionen – und wollen die Ausgaben auch künftig tief halten.
Publiziert: 18.07.2021 um 11:33 Uhr
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Geschäftsreisen wurden wegen der Pandemie auf ein Minimum reduziert. Grosskonzerne sparten dadurch Millionen.
Foto: Shutterstock
Thomas Schlittler

Wer unseren kleinen Planeten umrunden will, muss 40'000 Kilometer zurücklegen. 2019, als Corona einfach nur ein Bier war, schafften die Mitarbeiter der Credit Suisse (CS) diese Strecke zusammen rund 10' 900-mal. Die Geschäftsreisen-Distanz aller Angestellten summierte sich gemäss Nachhaltigkeits-Report auf stolze 437 '000'000 Kilometer.

Ganz anders 2020: Im Corona-Jahr legten die Grossbanker 55'000'000 Kilometer aus geschäftlichen Gründen zurück. Sie schafften es demnach nur noch etwa 1400-mal um den Globus. Dem Klima blieben dadurch 9500 Weltumrundungen erspart – doch der Flugbranche fehlten sie in der Kasse.

Die Credit Suisse ist selbstverständlich kein Einzelfall. Bei allen Schweizer Grosskonzernen, die stark international ausgerichtet sind, ging die Zahl der Geschäftsreisen im vergangenen Jahr ebenfalls massiv zurück.

Diese Umstellung war für viele Unternehmen eine grosse Herausforderung. Sowohl die internen Abläufe als auch der Kontakt zu den Kunden mussten neu organisiert werden. Der coronabedingte Rückgang der Geschäftsreisen hatte für die Konzerne aber auch positive Auswirkungen: Sie konnten Kosten sparen.

Über 200 Millionen Dollar gespart

Dass es dabei nicht um Peanuts geht, zeigt das Beispiel UBS. Die Grossbank teilt auf Anfrage mit: «Der Reise- und Repräsentationsaufwand verringerte sich 2020 um 209 Millionen US-Dollar.» 2019 beliefen sich die Kosten in diesem Bereich auf 378 Millionen US-Dollar, im Corona-Jahren schlugen nur noch 169 Millionen zu Buche.

Dieser Rückgang trug dazu bei, dass die UBS im vergangenen Jahr ein sehr gutes Ergebnis einfahren konnte. Daher überrascht es nicht, dass die Grossbank die Reisekosten auch nach den Corona-Monaten tief halten will. «Wenn wir in eine Post-Pandemie-Phase übergehen, werden Remote-Arbeit und Videokonferenzen nicht verschwinden», sagt eine Sprecherin.

Die Rückkehr zum Reisen werde allmählich erfolgen und sich weiterhin auf notwendige Reisen beschränken.

Auch andere Schweizer Multis wie ABB, Autoneum, Credit Suisse, Lonza, Nestlé, Novartis, Roche, Schindler, Swiss Life und Zurich betonen gegenüber SonntagsBlick, dass sie das Ausmass an Geschäftsreisen auch nach Ende der Pandemie möglichst tief halten wollen.

Eine Sprecherin des Pharmariesen Roche sagt es so: «Unsere neue Reise-Policy sieht eine signifikante Reduktion von Geschäftsflügen gegenüber dem Niveau von vor der Pandemie vor.»

Man halte die Mitarbeitenden dazu an, jede geplante Geschäftsreise bewusst auf Notwendigkeit, Alternativen und potenzielle negative Einflüsse zu prüfen.

Auch beim Versicherungskonzern Zurich geht man nicht davon aus, dass die Geschäftsreisen in Zukunft das Vor-Corona-Niveau erreichen werden. «Die Erfahrung im Jahr 2020 hat gezeigt, dass unsere Mitarbeitenden auch ohne Geschäftsreisen erfolgreich Kunden mit vollständig digitalisierten Dienstleistungen bedienen können», so ein Sprecher. Dazu gehörten zum Beispiel die Bereitstellung von Schadensmeldungen per Video, die Verwendung elektronischer Unterschriften und virtuelle Risikobeurteilungen für Unternehmen.

Schlechte Nachrichten für die Luftfahrt

Für die Luftfahrt sind das schlechte Nachrichten. Am Flughafen Zürich stellen Geschäftsreisende immerhin ein Viertel aller Passagiere. Dennoch zeigen sich die Verantwortlichen einigermassen optimistisch.

Kloten rechnet nicht mit einem massiven Einbruch im Geschäftsreisesegment: «Durch die Videokonferenzen dürfte der Bedarf an kurzen Geschäftsreisen zwar sinken. Das wird jedoch kompensiert durch die weiter steigende internationale Vernetzung, das Bevölkerungs- sowie das Wirtschaftswachstum», so eine Sprecherin.

Der Flughafen Zürich geht deshalb davon aus, dass man bis 2024/25 wieder auf dem Niveau von vor Corona sein wird.

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