Fünf Milliarden Euro schuldet die insolvente Signa Holding des Tiroler Immobilieninvestors René Benko (46) ihren Gläubigern. Am Dienstagnachmittag fand im Wiener Handelsgericht die Gläubigerversammlung der insolventen Unternehmensgruppe, die auch eine Hälfte der Schweizer Warenhauskette Globus besitzt, statt. Sanierungsverwalter Christof Stapf erklärte dabei, wie zumindest ein Teil der Summe zurückgezahlt werden soll.
273 Gläubiger warten noch auf Geld von der Signa-Gruppe. Auch die Schweizer Bank Julius Bär und der Migros Genossenschafts-Bund (MGB) gehören dazu. In seinem ersten Zwischenbericht kündigt Stapf nun rasche Verkäufe an, um den Verpflichtungen zumindest teilweise nachgehen zu können. So sollen etwa die Medienbeteiligungen an den österreichischen Zeitungen «Kurier» und «Krone» und der Privatjet, eine Cessna Citation XLS, weg. Auch gibt es Gespräche um den Verkauf der US-Immobilien, zu denen unter anderem das ikonische, 77-stöckige Chrysler Building in New York gehört.
20 Prozent der Forderungen sollen bezahlt werden
«Nicht zwingend nötige Bestandsverträge werden aufgelöst», sagte Stapf. Damit sind die Miet- und Pachtverträge der Signa-Gruppe gemeint. So soll das Unternehmen aus seinen Wiener Hauptsitzen im Palais Harrach und Palais Ferstel ausziehen. Alleine Ersterer kostete laut Signa-Finanzplan 425'115 Euro im Jahr. Mittlerweile hat die Holding noch acht Beschäftigte – den restlichen 34 wurde bereits gekündigt.
Wie Stapf mitteilt, sind die einschneidenden Massnahmen bitter nötig: Die bisherigen Finanzmittel der Holding reichen nicht aus, um das Insolvenzverfahren zu überstehen. Auch die Zuschüsse in Höhe von drei Millionen Euro, die René Benko zugesagt und teilweise bereits getätigt hat, reichen dafür nicht. Der genaue Liquiditätsbedarf sei jedoch noch nicht bekannt.
Insgesamt sollen 30 Prozent der Forderungen innert zwei Jahren zurückgezahlt werden – rund 1,5 Milliarden Euro. Bis Dienstag meldeten bereits 43 Gläubiger eine Summe von insgesamt 1,13 Milliarden Euro an. Die Frist zur Anmeldung läuft jedoch noch bis zum 15. Januar.
Ob der Sanierungsplan tatsächlich aufgehen wird, hänge von weiteren Recherchen ab, wie Stapf am Dienstag zu Protokoll gibt. Denn aus dem laufenden Jahr gebe es mehrere aufklärungsbedürftige Geschäftsvorgänge.
Die grösste Insolvenz Österreichs
Das Insolvenzverfahren der Signa Holding ist das bisher grösste in Österreich. Am 29. November beantragte die Unternehmensgruppe das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Rechtsanwalt Stapf erhält für seine zweieinhalb Monate Arbeit als Sanierungsverwalter 15 Millionen Euro. Das sind rund 200’000 Euro pro Tag.
Im Insolvenzantrag hat Signa angegeben, 53 direkte Beteiligungen und «mehrere Hundert» indirekte Beteiligungen zu halten. Laut Stapf umfasst das vorläufige Organigramm der Gruppe ganze 46 Seiten – im A3-Format! Im mittleren Management bestehe ein Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen, sagte Stapf vor der Versammlung. Die Holding sei ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur teilweise nachgekommen.
Was mit dem Warenhaus Globus passiert, ist derweil noch unklar. Seit drei Jahren gehört es je zur Hälfte Signa und der thailändischen Central Group. Eine volle Übernahme durch die Central Group ist denkbar. Bereits Anfang Dezember zeigte sich CEO Franco Savastano (57) zuversichtlich, dass für den Signa-Anteil bald eine Lösung gefunden werde.