Noch immer sind die Wolken des Diesel-Skandals nicht verflogen. Mitte August verfügte das Bundesamt für Strassen (Astra), dass bestimmte Porsche-Cayenne-Modelle in der Schweiz nicht neu zugelassen werden dürfen.
Nach Vergleichsversuch kommt «härtere Gangart»
Nun droht dem Autokonzern VW, zu dem Porsche gehört, neues Ungemach. Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat die Hoffnung aufgegeben, mit VW einen Vergleich zu erzielen. «Wir müssen jetzt eine härtere Gangart einlegen», sagt SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder (50).
Die SKS hat eine Verbandsklage gegen VW und die Schweizer Importeurin Amag eingereicht. Damit soll festgestellt werden, ob mit den Abgasmanipulationen Kunden in die Irre geführt und Schweizer Recht verletzt wurde. Die Amag weist dies zurück: Eine widerrechtliche Täuschung liege nicht vor.
147'000 von 180'000 Schummel-Diesel schon umgerüstet
Die Verbandsklage ist ein juristischer Winkelzug. Denn Sammelklagen wie in den USA gibt es in der Schweiz nicht. Deshalb spricht SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder (50) gegenüber BLICK auch von einem «Schadenersatz-Gruppenverfahren», das man bei Erfolg der ersten Klage nachlegen könne. Konsumenten können sich bis 19. November anschliessen und – je nach Kaufpreis – auf 3000 bis 7000 Franken Schadenersatz für ihren Diesel hoffen.
Anders als US-Kunden, denen VW Milliarden zahlen musste, erhielten Schweizer VW-Besitzer nicht mehr als ein Trostpflaster. 147'000 der rund 180'000 manipulierten VW-Diesel in der Schweiz haben laut Amag-Sprecher Dino Graf ein Software-Update bekommen. Als Entschädigung für den Ärger und die Umtrieben bekamen die Kunden zudem ein Sackmesser, einen 100-Franken-Gutschein, entsprechende Modelle sechs Gratis-Füllungen des Abgasreinigungsgemischs Adblue.
«Sich mit Prämien aus der Affäre ziehen»
Richtig Geld erhält nur, wer seinen alten Diesel gegen einen Neuwagen eintauscht. Je nach VW-Marke bietet die Amag jetzt Umweltprämien. Bis zu 6500 Franken sind es für einen Skoda, bis zu 12'100 Franken für einen Audi.
«Mit den Prämien, die die Amag anbietet, versucht sie sich aus der Affäre zu ziehen», sagt Stalder von der SKS. Ein Ersatz für Entschädigungen seien diese aber nicht. Die Umtauschprämien hätten nichts mit dem Diesel-Skandal zu tun, so Stalder.
Tatsächlich kurbelt auch der Autokonzern BMW, dem bisher kein Diesel-Bschiss nachgewiesen wurde, den Verkauf in der Schweiz mit 2000 Franken Umtauschprämie an. Daimler zahlt bei allen Marken 2200 Franken.