Sky-Switzerland-Chef über «Tschugger» & Co.
«In der Comedy tickt die Schweiz anders»

Der Deutsche Fabian Stein (45) ist Programmchef von Sky Switzerland AG mit Sitz in Neuenburg und verantwortlich für Filme und Serien beim Streamingdienst Sky Show. Im Interview spricht er über Netflix, Horrorfilme und Schweizer Humor.
Publiziert: 03.09.2023 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2023 um 16:38 Uhr
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Top auf Sky Show in der Schweiz: die US-Serie «And Just Like That».
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Herr Stein, seit 2018 gibt es Sky Show. Wie hat sich Ihr Streaming-Dienst entwickelt?
Fabian Stein: Seit 2019 bin ich dabei – damals war Sky Switzerland wie ein kleines Start-up. Anfangs sah man Kurven – mal ging es bergauf, dann wieder bergab. Das war sehr nervenaufreibend.

Und heute?
Das hat sich stark entwickelt. Der Erfolg blieb nicht aus: Wir sind kontinuierlich gewachsen. Dieses Jahr haben wir in keiner einzigen Woche netto Kunden verloren – nicht mal in der Sommerzeit, wo das normalerweise zu erwarten ist.

Netflix nur noch knapp vor Schweizer Fernsehem

Die US-Marktführer im Video-Streaming verlieren in der Schweiz allesamt an Marktanteil. Dies zeigt die jährliche Studie Digimonitor von der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und der WEMF AG für Werbemedienforschung. Konkret büsst You Tube im Vergleich zum Vorjahr 370’000 Zuschauende ein, Netflix 300’000. You Tube kommt aktuell auf 4,3 Millionen Zuschauende (64 Prozent der Bevölkerung), Netflix auf 2,9 Millionen (43 Prozent). Unter den Streaming-Anbietern aus der Schweiz liegen die Websites und Apps von SRF/RTS/RSI mit 2,8 Millionen Zuschauenden (42 Prozent der Bevölkerung) klar an der Spitze, gefolgt von Play Suisse, dem Streaming-Portal der SRG, mit 1,3 Millionen (19 Prozent). Unter den ausländischen Anbietern liegt Sky Switzerland mit 400’000 (5,9 Prozent) knapp hinter Amazon Prime Video mit 420’000 (6,2 Prozent) und vor Apple TV Plus mit 350’000 (5,2 Prozent).

Die US-Marktführer im Video-Streaming verlieren in der Schweiz allesamt an Marktanteil. Dies zeigt die jährliche Studie Digimonitor von der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM) und der WEMF AG für Werbemedienforschung. Konkret büsst You Tube im Vergleich zum Vorjahr 370’000 Zuschauende ein, Netflix 300’000. You Tube kommt aktuell auf 4,3 Millionen Zuschauende (64 Prozent der Bevölkerung), Netflix auf 2,9 Millionen (43 Prozent). Unter den Streaming-Anbietern aus der Schweiz liegen die Websites und Apps von SRF/RTS/RSI mit 2,8 Millionen Zuschauenden (42 Prozent der Bevölkerung) klar an der Spitze, gefolgt von Play Suisse, dem Streaming-Portal der SRG, mit 1,3 Millionen (19 Prozent). Unter den ausländischen Anbietern liegt Sky Switzerland mit 400’000 (5,9 Prozent) knapp hinter Amazon Prime Video mit 420’000 (6,2 Prozent) und vor Apple TV Plus mit 350’000 (5,2 Prozent).

Erstaunlich, denn gemäss einer diese Woche veröffentlichten Studie verlor Netflix bei uns massiv.
Nun gut, der Marktanteil von Netflix war sehr gross – die US-Firma hat diesen Markt kreiert. Jetzt hat sie Konkurrenz bekommen, unter anderem von uns.

Was machen Sie anders?
Bei uns gibt es eine klare Positionierung auf fiktionale Serien und Blockbusterfilme. Wir decken bewusst nicht alles ab. Wir haben zum Beispiel von Deutschland Lizenzen für ältere Filme, die wir nicht nutzen, weil unser Publikum jünger ist.

Merken Sie auch eine gewisse Sättigung im Markt?
Alle US-Streamer verkleinern ihre Produktions-Budgets – das hat auch mit dem Streik in Hollywood zu tun. Das ist eine neue Ära – das Golden Age ist wahrscheinlich vorbei.

Wie zeigt sich das konkret?
In den USA gab es letztes Jahr 600 fiktionale Serien. Da wollten alle in den Markt hineinkommen, um die Rentabilität ging es gar nicht. Das hat sich nun verändert.

Sie wollen auch Serien von anderen Streamern zeigen. Weshalb?

Es ist ja unsere Strategie, mit unseren Einkäufen die besten Inhalte für unsere Kunden zur Verfügung zu stellen. Wenn ein Sky-Kunde eine Serie von Streamer X noch sehr spannend findet, dann muss er dort nicht unbedingt ein Abo lösen.

Wie viele Abos haben Schweizerinnen und Schweizer, die streamen?
Zwischen ein bis zwei – da will natürlich jeder Anbieter der Primär-Dienst sein. Zum Vergleich: In Skandinavien sind es drei bis vier Abos.

Was ist in der Schweiz momentan im Trend?
Horrorserien sind gerade hoch im Kurs. Ab dem 13. Oktober zeigen wir die Spin-offs von «The Walking Dead» – das haben wir exklusiv für die Schweiz lizenziert.

Welches sind die aktuellen top drei bei Sky Switzerland?
Bei den Serien «And Just Like That», dann «The Rookie» gefolgt von «Billions».

Gibt es so etwas wie einen Schweizer Geschmack?
Die grundlegenden Tendenzen sind ähnlich wie in allen westlichen Ländern. Aber es gibt Ausreisser. In der Schweiz achtet man auf Qualität – aufwändig produzierte US-Serien sind der Treiber bei uns. Und wo die Schweiz wirklich anders tickt, ist im Bereich Comedy.

Lachen wir anders?
Es gibt Comedy-Serien wie «Curb Your Enthusiasm» («Lass es, Larry!»), die sind international Kult und verpuffen in der Schweiz. So auch die Serie «Seinfeld» von den gleichen Machern.

Woran liegt das?
Vielleicht, weil die Serien zu sehr in Kalifornien verhaftet sind. Die kulturelle Nähe ist bei Humor sehr hilfreich. Es gibt da eine schöne Redensart: «Comedy doesn’t travel», Comedy reist nicht.

Deshalb war die Walliser Comedy-Serie «Tschugger», die Sky Switzerland mit SRF produzierte, bei uns ein Erfolg.
Ja, «Tschugger» trifft den Schweizer Humor. SRF ist für uns ein idealer Partner. Eine Partnerschaft muss für uns aber natürlich einen wirtschaftlichen Nutzen zulassen.

Aber SRF hat mit Play Suisse einen Gratis-Streaming-Dienst.
Gebührenfinanziert, genau. Bei der ersten Staffel gingen wir gleichzeitig raus – da war unsere Beteiligung auch noch kleiner, unter zehn Prozent. In der zweiten Staffel war sie erheblich höher. Einher ging, dass wir mehr bekamen: Wir konnten «Tschugger» auf Sky drei Monate vorher zeigen.

Wie sieht es mit Sky-Beteiligungen wie bei «Babylon Berlin» aus?
Die Kollegen in Deutschland haben beschlossen, nicht mehr fiktionale Serien zu produzieren. In der Schweiz haben wir mit dem Filmgesetz eine Reinvestitionsverpflichtung. Und die nutzen wir so, dass wir hier Serien produzieren wollen.

Gibt es konkrete Pläne?
In der Comedy kann man noch was reissen – da gibt es sehr viel Acker, der nicht bearbeitet ist. Da habe ich gute Stoffe gelesen, und da gibt es auch noch eine Nachfrage im Markt.

Und mit wem wollen Sie das angehen?
Wir setzen auf Partnerschaften in der Schweiz und zum Teil auch mit dem benachbarten Ausland, womit dann grössere Budgets möglich werden. Wir jonglieren gerade mit mehr Projekten, als wir umsetzen können.

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