Fritz Kaiser (66) lässt den Blick über den Garten des Kempinski Hotels schweifen. «Wer Classic Cars liebt, ist an diesem Wochenende in St. Moritz», sagt er und zeigt auf die Oldtimer der Edelmarken Porsche, Aston Martin oder Alfa Romeo auf dem grünen Rasen vor ihm. Auch einige Ikonen von Kaisers Sammlung, die auf 30 Millionen Franken geschätzt wird, sind hier ausgestellt. Doch für einmal gehts nicht um die edlen Fahrzeuge draussen. «Die Weltneuheit wartet drinnen», sagt Kaiser und winkt ins Luxus-Hotel.
Der Investor aus dem Fürstentum Liechtenstein ist Mister Classic Cars. Er ist Gründer und Chef des The Classic Car Trust (TCCT), ein exklusiver Klub für Oldtimer-Liebhaber. In der eher verschwiegenen Szene ist Kaiser der Einzige, der den Überblick behält. In seinem Jahrbuch nennt er jeweils die hundert grössten Sammler und ihre Vintage-Modelle.
Nun hat der Kaiser die Szene nach St. Moritz gerufen. Und die Oldtimer-Fans sind ihm in Scharen gefolgt. 75 Fahrerinnen und Fahrer, darunter auch Kaiser, treten am heutigen Samstag zum legendären Bernina-Rennen an. Doch bevor sie die Motoren aufheulen lassen können, müssen sie die Strecke virtuell auf dem allerersten eClassic Car üben.
Formel-1-Fahrer testete Oldtimer
Zwei Jahre lang hat Kaiser mit Softwareingenieuren, Designern und Rennfahrern diesen Simulator entwickelt. Die Idee dahinter: Wie in der Formel 1 können Oldtimer-Fahrer vor einem Wettkampf virtuell trainieren. Aber auch die Jungen sollen angesprochen werden. «Für eine gute Zukunft der Classic Cars muss der Nachwuchs der Szene begeistert werden», erklärt Kaiser.
Um das Fahrgefühl so realistisch wie möglich zu gestalten, hat der Liechtensteiner den ehemaligen Formel-1-Fahrer und Ferrari-Instruktor Andrea Montermini (58) ins Cockpit geholt. Er hat den Ferrari F40, Maserati, Cobra und Co. fleissig testgefahren. «Wir haben den Simulator auf jedes einzelne Auto zugeschnitten», sagt Montermini. Der Rennfahrer spannte dafür mit Ex-Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn (50) und ihrem E-Sport-Unternehmen Racing Unleashed zusammen.
Ebenso wichtig für Kaiser war das Aussehen seines eClassic Cars. Mit Pininfarina und Zagato konnte er die ersten Designhäuser Italiens für seine Idee gewinnen. «Es war eine neue Herausforderung. So etwas haben wir noch nie gemacht. Umso zufriedener sind wir mit dem Resultat», sagen das Ehepaar Andrea (61) und Marella Zagato.
So viel kostet der Simulator
Doch was taugt der Simulator wirklich? Blick hat ihn getestet: Man steigt ins Fahrzeug, wählt mit einer Handy-App aus elf Autos und sieben Strecken aus, stellt den Sitz ein, legt die Hände ans Steuer – los gehts! Das E-Sport-Feeling überzeugt: das Fahrgefühl realistisch, der Spass gross, das Design edel, der Nachbau authentisch.
Seit gestern Freitag gibts den Simulator nun auf dem Markt. Für den stolzen Preis von 138'000 Franken können Oldtimer-Liebhaber die Playstation der Superreichen erwerben. «Das Beste: Man kann allein oder mit Freunden fahren. Und sich auch duellieren», schwärmt Kaiser.
Zuerst konzentriert er sich mit der Playstation für Superreiche auf Europa. 30 Stück gibts in diesem Jahr, 150 eClassic Cars sollens im kommenden Jahr werden. «Dann Amerika und die Welt», sagt Kaiser. Der Mister Classic Cars setzt voll auf den E-Sport. Sein Motto: «Die Zukunft der Geschichte schaffen.»