Gruyère ist ein besonders langsam gereifter und dadurch besonders würziger Schweizer Käse. Er kommt aus der Region um das gleichnamige Städtchen Gruyères im Kanton Freiburg. Oder? Nicht zwangsläufig: Ein Gericht in den USA hat entschieden, dass auch andere Produzenten ihren Käse als Gruyère bezeichnen dürfen.
Die Begründung des Gerichts: Die Konsumenten in den USA würden unter Gruyère ganz im Allgemeinen einen milden, zart schmelzenden Käse verstehen – unabhängig von seiner Herkunft. Gruyère wird damit anders behandelt als etwa Champagner: Nur Schaumwein aus der französischen Champagne darf so genannt werden. Dasselbe gilt für Cognac (auch dies eine Region in Frankreich) oder den französischen Roquefort-Käse.
Schweizer Käser gehen in Berufung
Die Schweizer Käseproduzenten wollen gegen das Gerichtsurteil aus dem US-Bundesstaat Virginia Berufung einlegen, wie Philippe Bardet (61), Direktor des Verbands der Schweizer Gruyèreproduzenten, auf Anfrage von Blick sagt. «Gruyère steht für ein jahrhundertealtes, traditionelles Rezept und für eine Region in der Schweiz», argumentiert er.
Hierzulande wird Gruyère in den Kantonen Freiburg, Bern, Neuenburg, Waadt und Jura hergestellt. Auch in Frankreich gibt es Gruyèreproduzenten. Dies, weil Schweizer Käser vor Jahrhunderten dorthin auswanderten. In Europa ist die Bezeichnung geschützt. Für die USA gilt das allerdings nicht. Dort verkaufen US-Produzenten seit Jahren Käse unter dem Namen Gruyère, der mit dem hiesigen Rezept wenig zu tun hat.
«Wenn ein Konsument in den USA einen Gruyère kauft, hat er keine Ahnung, was ihn erwartet», ärgert sich Bardet. «Hat der Käse Löcher oder nicht? Mit welcher Milch wurde er hergestellt?» Die Schweizer Gruyèreproduzenten rühmen sich damit, ausschliesslich Rohmilch von Kühen zu verwenden, die nur natürliches Futter kriegen (Weidegras im Sommer und Heu im Winter). «In den USA wird billige Milch verwendet. Das ist doch eine Täuschung des Konsumenten!», ruft Bardet aus.
Streit um Budweiser-Bier dauert 100 Jahre
Die Gruyèreproduzenten gehen seit Jahren gegen die US-Käseproduzenten vor. Einige von ihnen haben freiwillig eingelenkt, nennen ihren Käse nun stattdessen «Alpine Style». Auf juristischer Ebene hingegen verlief der Kampf zum Markenschutz des Schweizer Käses bisher erfolglos. «Es ist eine ewige Diskussion mit Amerika», seufzt Bardet.
Dass bald eine Lösung gefunden wird, scheint wenig wahrscheinlich. Der Markenstreit um den Biernamen Budweiser zum Beispiel läuft seit über 100 Jahren! Eine US-amerikanische und eine tschechische Brauerei beanspruchen den Namen für sich. Bisher ohne endgültiges Resultat.