Sie spielten beim Grounding der Swissair eine zentrale Rolle
Wo die Köpfe von damals heute gelandet sind

Auf 1,7 Milliarden Franken sitzt die Allgemeine Pensionskasse der SairGroup (APK). Ein Segen für die Rentner der in Konkurs gegangenen Swissair. Im Pensionsalter stehen auch viele der beim Grounding involvierten Topmanager und Verwaltungsräte der Airline – allerdings beziehen sie ihre Renten nicht aus der APK. Mehr noch: Nur wenige sind beruflich je wieder auf die Beine gekommen.
Publiziert: 14.02.2018 um 19:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:55 Uhr
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Ein letztes Mal vor dem Einstieg winkt die Crew dieses frühen Swissair-Flugs zum Abschied.
Foto: RDB / Camenzind
René Lüchinger

Der BLICK-Artikel von gestern über die reich beschenkten Rentner der Swissair-Pensionskasse hat viele Reaktionen ausgelöst – und Wehmut hervorgerufen. Ach, unsere Swissair! Die Airline, die 2001 unterging, gehört zum kollektiven Gedächtnis des Landes. BLICK frischt heute ein paar Erinnerungen auf und zeigt, was aus den Menschen geworden ist, die beim Grounding auf unterschiedliche Weise eine wichtige Rolle gespielt haben.

Mario Corti (71) 
Der letzte Konzernchef und Verwaltungsratspräsident hat nach dem Grounding der Schweiz den Rücken gekehrt. Er lebt heute in den USA, der Heimat seiner Frau, in Boston und Savannah im Bundesstaat Georgia und widmet sich seiner Passion: dem Fliegen.

Mario Corti (71)
Foto: WALTER BIERI

Philippe Bruggisser (69) 
Der für die verheerende Hunter-Strategie verantwortliche ehemalige SAirGroup-Chef hat nach seinem Fall noch einmal öffentlich gesprochen: 2002 vor den Alumni der Universität St. Gallen. Thema des Vortrags: Die Zukunft der Luftfahrt. Später amtete er noch für ein paar Monate als CEO einer maltesischen Privatfluggesellschaft. Dann zog er sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück.

Philippe Bruggisser (69)
Foto: KEYSTONE/Steffen Schmidt

Georges Schorderet (64)
Der von Mario Corti geschasste ehemalige Finanzchef versuchte sich zunächst als Berater in der Airline-Industrie und erlitt eine Bruchlandung. Dann, 2004, heuerte er beim saudi-arabischen Nahrungsmittelkonzern Almarai als Finanzchef an und stieg inzwischen zum CEO auf.

Georges Schorderet (64)
Foto: KEYSTONE/Steffen Schmidt
Jacqualyn Fouse (56)
Foto: Keystonne

JacqualynFouse (56)
Sie war als Nachfolgerin Schorderets die letzte Finanzchefin der Swissair. Nach dem Grounding kehrte die Texanerin in ihre Heimat zurück und war zunächst Finanzchefin bei der damaligen Nestlé-Tochter Alcon, einem auf Augenheilkunde spezialisierten Unternehmen, das heute zu Novartis gehört. Seit 2017 amtet Fouse als Executive Chairman bei Dermavant Sciences, einer biopharmazeutischen Firma in den USA.

Matthias Mölleney (57)
Foto: Buckmann

Matthias Mölleney (57)
Er war der letzte Personalchef der Swissair und musste nach dem Grounding rund 5000 Kündigungen schreiben – darunter seine eigene. Er heuerte später bei Centerpulse an, der ehemaligen Medizintechniksparte von Sulzer, und beim Technologiekonzern Unaxis (heute OC Oerlikon). Seit 2005 führt er seine eigene Personalberatungsfirma PeopleXpert.

Moritz Suter (74)
Der Crossair-Gründer und zwischenzeitliche Swissair-Chef hatte nach dem Grounding kein Fliegerglück mehr. Seinen Traum, Präsident der Swiss zu werden, vereitelte CS-Banker Rainer E. Gut. Seine Fluggesellschaft Hello machte Konkurs. Und für einige kurze Monate schwang er sich zum Verleger der heimischen «Basler Zeitung» auf.

Moritz Suter (74)
Foto: Keystone

Hannes Goetz (83)
Er war bis 2000 VR-Präsident der Swissair. Das Grounding der Airline hat ihn dermassen mitgenommen, dass er nie mehr öffentlich auftrat.

Hannes Goetz (83)
Foto: RDB

Eric Honegger (71)
Er war der Nachfolger von Hannes Goetz im Präsidium und zwischenzeitlich auch Konzernchef. Im Nachgang des Groundings musste er auch die Verwaltungsratsmandate bei NZZ und UBS abgeben. Auch er kehrte der Schweiz den Rücken und betreibt heute mit seiner Lebenspartnerin ein Gästehaus im österreichischen Burgenland.

Eric Honegger (71)
Foto: KEYSTONE/Walter Bieri

Lukas Mühlemann (67)
Der Ex-Verwaltungsrat und Ex-Chef der Credit Suisse beriet eine Zeit lang vermögende Privatpersonen und wurde an der Art Basel gesichtet. Heute, heisst es, finanziere er unter anderem eine Online-Plattform namens «Zwischengas», wo Old- und Youngtimer-Automobile feilgeboten werden.

Lukas Mühlemann (67)
Foto: Keystone

 

 

 

 

Vreni Spoerry (79)
Sie war die einzige Frau im Swissair-Verwaltungsrat. Als Zürcher Ständerätin beendete sie nach dem Ende der Swissair noch die laufende Legislatur und sass auch nach dem Grounding in den Verwaltungsräten von Nestlé und dem Gastro-Konzern SV Group. Heute hat die Pensionärin sämtliche Ämter abgegeben.

Vreni Spoerry (79, links)
Foto: Sabine Wunderlin

Marcel Ospel (67)
Ehemaliger UBS-Chef und Gegenspieler von Mario Corti. Als unter seiner Verantwortung die grösste Bank des Landes im Jahr 2008 mit Staatsgeldern vor dem Konkurs gerettet werden musste, war Ospels Karriere als Banker beendet. Aus der Öffentlichkeit hat er sich weitgehend zurückgezogen. Zusammen mit seiner Frau Adriana Ospel investiert er in Immo- und Fintech-Firmen.

Marcel Ospel (67)
Foto: AP
Pensionkassen

Nicht alle Rentner der ehemaligen Swissair sind in der Allgemeinen Pensionskasse der SAirGroup (APK). In dieser Kasse mit den steigenden Renten ist nur das ehemalige Bodenpersonal der Swissair, also ehemalige Mitarbeiter der Swissair, die in der Buchhaltung, im Marketing oder sonstigen administrativen Jobs bei der Swissair beschäftigt waren.

Für Mitarbeiter, die in Führungspositionen tätig waren, gibt es zusätzlich die Kaderversicherung SAirGroup. Im Gegensatz zur APK mit einem Deckungsgrad von 124,4 Prozent hat die Kaderversicherung weniger überschüssiges Kapital. Ihr Deckungsgrad liegt bei 104,4 Prozent. Experten gehen davon aus, dass die Kasse relativ tiefe Prämien für relativ gute Leistungen hat.

Das Flugpersonal hat ebenfalls eine separate Pensionskasse, die Versicherungseinrichtung des Flugpersonals Swissair (VEF). Deren Deckungsgrad soll auch sehr hoch sein, ist aber nicht ähnlich öffentlich zugänglich wie jener bei der APK. Harry Büsser

Nicht alle Rentner der ehemaligen Swissair sind in der Allgemeinen Pensionskasse der SAirGroup (APK). In dieser Kasse mit den steigenden Renten ist nur das ehemalige Bodenpersonal der Swissair, also ehemalige Mitarbeiter der Swissair, die in der Buchhaltung, im Marketing oder sonstigen administrativen Jobs bei der Swissair beschäftigt waren.

Für Mitarbeiter, die in Führungspositionen tätig waren, gibt es zusätzlich die Kaderversicherung SAirGroup. Im Gegensatz zur APK mit einem Deckungsgrad von 124,4 Prozent hat die Kaderversicherung weniger überschüssiges Kapital. Ihr Deckungsgrad liegt bei 104,4 Prozent. Experten gehen davon aus, dass die Kasse relativ tiefe Prämien für relativ gute Leistungen hat.

Das Flugpersonal hat ebenfalls eine separate Pensionskasse, die Versicherungseinrichtung des Flugpersonals Swissair (VEF). Deren Deckungsgrad soll auch sehr hoch sein, ist aber nicht ähnlich öffentlich zugänglich wie jener bei der APK. Harry Büsser

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