Das macht Mut! Eine Umfrage des Personalberaters und -vermittlers Michel Page zeigt: Ältere Arbeitnehmer schätzen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehr positiv ein. Konkret sind 61,7 Prozent der befragten Arbeitnehmer, die älter als 50 Jahre sind, zuversichtlich, dass sie in den kommenden sechs Monaten einen Job finden werden.
Grösser ist die Zuversicht nur noch bei den unter 30-Jährigen (87,8 Prozent), die Altersgruppe zwischen 30 und 49 ist etwas skeptischer (55,9 Prozent).
Klar, Einzelschicksale von älteren Büezern, die über 250 Bewerbungen geschrieben haben und trotzdem ohne Job bleiben, sind hart. Für die Betroffenen und für ihr Umfeld, wie BLICK immer wieder berichtete.
Befristete Anstellung kann sich lohnen
Doch die Zahlen des Personalvermittlers bestätigen, was auch Arbeitsmarktdaten zeigen: Ü50-Arbeitsuchende sind begehrt, wenn sie ihre Vorteile richtig ausspielen. Dazu gehört, offen zu sein – auch für eine befristete Anstellung. Gemeint sind sogenannte Interimsstellen. Also Jobs für Spezialisten und Führungskräfte, welche vorübergehend eine Lücke im Unternehmen schliessen.
«Klar ist es nicht lustig, wenn ein Ü50-Stelleninhaber nach ein paar Monaten wieder den Job wechseln muss», sagt ein Headhunter bei Michael Page, der Stellen für qualifizierte Bewerber in einem Lohnbereich von 100'000 bis 200'000 Franken vermittelt. «Aber diese Chance müssen Ü50-Stellensuchende unbedingt nutzen, denn daraus ergeben sich regelmässig Festanstellungen.»
Positive Beispiele
Mit dieser Flexibilität haben die Ü50-Arbeitssuchenden einen wichtigen Vorteil gegenüber jüngeren Bewerbern. Zwischen 30 und 49 suchten diese aus familiären und karrieretechnischen Gründen viel eher eine Festanstellung.
Um seine Aussagen zu unterstreichen, erzählt der Headhunter von erfolgreichen Beispielen aus seinem Vermittlungsalltag, der zeigt, wie wichtig Zuversicht und Selbstvertrauen sind, um Erfolg bei der Jobsuche zu haben. Und dass Firmen auch gerne auf Interims-Lösungen setzen, wenn es darum geht, dringend eine Stelle zu besetzen.
Zum Beispiel vom 53-jährigen Bewerber, der nach sechs Jahren in der Selbstständigkeit wieder ein Unternehmen als Arbeitgeber gesucht hat. Dieser hatte sich bei einem IT-Konzern für eine Position beworben, wo er grosse Geschäftskunden betreuen sollte. Dank seines selbstbewussten Auftretens, seiner Erfahrung in geschäftlichen Krisensituationen und seiner Idee bezüglich der künftigen Strategie konnte er sich gegen 39- bis 44-jährige Mitbewerber durchsetzen.
Berufliche Erfahrung zählt
Oder vom internationalen Industrieunternehmen, das einen Verkaufsleiter für die Schweiz suchte. Ein 56-jähriger Kandidat hat sich letztlich gegen einen starken 45-Jährigen durchgesetzt. Denn der Kunde hatte mit einer schwierigen Marktlage zu kämpfen, brauchte also einen Kandidaten, der dank seiner Erfahrung die Probleme aus dem Weg räumen und so die Wende schaffen konnte.
«Die berufliche Erfahrung von älteren Bewerbern ist ein wichtiger Faktor», erklärt der Experte von Michael Page. Deshalb lege er oft ganz bewusst die Lebensläufe von Ü50-Kandidaten bei Stellenvermittlungen bei. Und ruft die – meist älteren Chefs – dazu auf, aus der eigenen Erfahrung zu lernen, ihre Vorurteile abzubauen: «Wieso soll ein älterer Teamleiter oder eine Verkaufsperson weniger motiviert und lernbereit sein als ein Geschäftsleiter?»
Der Headhunter ist überzeugt, mit etwas Umdenken in der Chefetage hat die gefühlte Diskriminierung bei der Auswahl geeigneter Bewerber bald ein Ende.