Sie muss bei der Kommission antraben
Ruoff kommt auch für den Poststellen-Abbau unter Beschuss

Post-Chefin Susanne Ruoff kommt neben der Postauto-Affäre auch wegen einer älteren Geschichte wieder in die Kritik. Der Vorwurf, ihr Konzern habe absichtlich die Zahlen von Poststellen schlechtgerechnet, ist nicht vom Tisch.
Publiziert: 15.02.2018 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:14 Uhr
Post-Chefin Susanne Ruoff.
Foto: Stefan Bohrer

Es sind harte Tage für Susanne Ruoff (59), CEO des Post-Konzerns. Rund um die Affäre um unrechte Buchungen bei der Tochterfirma Postauto sieht sie sich mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. 

Jetzt droht noch mehr Stress: Die Politik will mehr zu den Vorwürfen wissen, dass die Post absichtlich die Zahlen des Poststellen-Geschäfts schlechtrechne. Der Gedanke dahinter, so der Vorwurf aus der Gewerkschaften: Je höher der Spardruck, desto weniger Widerstand gibts beim Filial-Abbau.

Neu ist der Vorwurf nicht: Schon im November 2016 schrieb BLICK darüber. Damals klang es wie einer von vielen Anschuldigungen der Gewerkschaften. Doch nach den Vorgängen der letzten Tage – nachdem die Öffentlichkeit mehr über die Post-internen Arbeitsweisen gelernt hat – kriegt das Thema auch für Bundeshaus-Politiker neue Brisanz.

Sie wollen Ruoff bei einer Anhörung durch die Fernmeldekommission des Nationalrats auch mit Fragen zum Abrechnungsmodell bei den Poststellen löchern. «Die neue Rechnungslegung werden wir mit der Post am 19. März diskutieren», sagte Kommissionspräsidentin Edith Graf-Litscher (SP) zu SRF. Es könne nicht sein, dass Poststellen nur deshalb geschlossen würden, weil sie durch eine neue Rechnungslegung einen schlechteren Kostendeckungsgrad hätten.

Kalkül oder nicht?

Hintergrund: Die Post änderte für das Jahr 2016 ihre Abrechnungsmethode – und präsentierte plötzlich deutlich schlechtere Zahlen für den Bereich Poststellen und Verkauf. Genau dort klaffte darauf auf einmal eine deutlich grössere Finanzlücke als zuvor. Und genau dort kündigte die Post an, bis zu 600 Poststellen und 1200 Filialmitarbeiter wegsparen zu wollen.

Kalkül? Natürlich schon, sagen die Gewerkschaften. Roland Lamprecht (39), Zentralsekretär Logistik bei der Syndicom, sagte 2016 zu BLICK: «Die Post frisiert die Zahlen, damit der Bereich Poststellen und Verkauf schlechter dasteht. Das ist inakzeptabel.»

Sicher nicht illegal

Die Post dagegen verteidigt sich, es handle sich hier nicht um mutmasslich illegale Praktiken wie bei Postauto.

Eine Sprecherin sagt zu SRF, man rechne schon heute mit einem kleineren, effizienteren Netz, obwohl man noch immer mehr Poststellen betreibe. Auch deshalb habe sich das Defizit bei den Poststellen schlagartig vergrössert.

Doch ist das sinnvoll? Die Anhörung von CEO Ruoff Mitte März wird zumindest den Politikern mehr Klarheit bringen. (kst)

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