Der US-Dollar befindet sich seit Monaten auf einem Höhenflug. Gegenüber dem Franken ist die US-Devise seit Jahresanfang um mehr als zehn Prozent gestiegen und notiert nun mit über 1.01 Franken so hoch wie seit Frühling 2019 nicht mehr. Zum Euro ist der Dollar gar um rund 15 Prozent gestiegen.
Grund für den starken Dollar sind die Zinsdifferenzen zwischen Anlagen in Dollar, Euro und Franken. Sowie die unterschiedlichen Zinserwartungen zwischen diesen Währungsblöcken. Dabei profitiert der «Greenback» davon, dass die US-Notenbank Fed im Kampf gegen die rekordhohe Inflation eine sehr aggressive Zinspolitik betreibt. Und mit Nachdruck beteuert, diese so lange fortzusetzen, bis die Inflation gebrochen ist.
Kontinuierliche Zinsanhebungen
Die US-Notenbank hat daher auch als erste der wichtigsten Zentralbanken bereits im März die Nullzinspolitik beendet und damit begonnen, die Leitzinsen anzuheben. Dies hat sie seitdem mit weiteren grossen Zinsschritten mehrfach wiederholt. Zuletzt im September um 0,75 Prozentpunkte. Ein weiterer grosser Schritt wird im November erwartet.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) folgte erst im Juni und die Europäische Zentralbank (EZB) gar noch einen Monat später im Juli. Sowohl SNB als auch EZB haben seitdem die Zinsschraube weiter angezogen. Sie dürften dies auch weiterhin tun, da sich die Inflation weiterhin noch klar über ihren Zielen bewegt. In der Eurozone stiegen die Preise zuletzt um rund zehn Prozent. In der Schweiz ist die Inflation dagegen mit 3,5 Prozent deutlich tiefer.
Dollar als sicherer Hafen
Seitdem sind die Zinsen in den drei Währungen kräftig gestiegen. Inzwischen werfen zehnjährige US-Staatsanleihen rund 4,25 Prozent ab. Deutsche Bundesanleihen rentieren dagegen mit rund 2,5 Prozent deutlich geringer. Noch weniger springt für zehnjährige Schweizer Staatsanleihen heraus. Diese werfen aktuell 1,25 Prozent ab. So zieht der Dollar Kapital, das stets der höchsten Rendite folgt, aus Europa ab.
Dazu kommt, dass der Dollar als Weltleitwährung auch als sicher Hafen in unsicheren Zeiten angesteuert wird. Das trifft zwar auch auf den Franken zu, doch werde dies derzeit wegen des Kriegs in der Ukraine und der Energiekrise in Europa «etwas relativiert», meint ein Händler. Damit könnte die drohende Rezession in Europa heftiger ausfallen als in den USA.
Dass der Franken nicht noch stärker unter Druck stehe, liege daran, dass die Inflation in der Schweiz deutlich geringer ist als in den USA mit 8,2 Prozent oder in der EU mit knapp zehn Prozent. (SDA/shq)