Endlich wieder Ferien nach der Corona Krise! Doch spätestens am Flughafen kommt nach der Vorfreude die Ernüchterung. Doch das lange Anstehen an den Flughäfen ist nur der Anfang: Das momentane Chaos in der Luftfahrt steht für ein neues Phänomen in der Wirtschaft.
Firmen schrauben ihre Qualitätsstandards herunter, um den Arbeitsalltag bewältigen zu können. Das Phänomen ist weiter verbreitet als angenommen. «In ein paar Jahren werden wir denken, dass das ja damals noch angenehm war, als wir nur am Flughafen warten mussten», sagt Arbeitsmarktspezialist Tino Senoner zur «NZZ am Sonntag».
Speisekarte ausgedünnt
Grund sind einerseits die gestiegenen Rohstoffpreise. Vor allem aber der grassierende Fachkräftemangel. So suchen derzeit fast alle Restaurants Personal für Küche und Service. Um die verbliebenen Angestellten zu entlasten, reduzieren sie die Speisekarte und die Öffnungszeiten. Die Gäste müssen schon einmal länger auf ihr Essen warten. In der Schweiz zwei Drittel aller Beizen ihr Angebot gegenüber vor Corona verändert. 90 Prozent haben die Karte ausgedünnt. 60 Prozent die Öffnungszeiten verkürzt.
Doch längst nicht nur die Gastronomie hat zu beissen. Coople, eine Plattform für Temporärarbeit, hat festgestellt, dass im Moment auch Kundendienste nur eingeschränkt erreichbar sind. Wegen fehlender Licht- und Bühnentechniker werden dieses Jahr noch einige Anlässe ausfallen.
Zwei Monate, bis der Elektriker kommt
Auch in der Handwerker-Branche wird es eng. «Bei Notfällen wie verstopften WC lassen die Betriebe die Kunden bestimmt nicht hängen. Aber bei grösseren Projekten oder nicht zwingenden Anliegen kann es schon sein, dass man länger warten muss», sagt Christian Brogli vom Branchenverband Suissetec in der «NZZ am Sonntag». Noch würden Elektriker relativ schnell kommen. «Bald werden wir aber einen Monat warten, dann zwei Monate.» Tolle Aussichten (pbe)