Mit der Villa Wolfensberg hoch über Winterthur ZH kommt das letzte markante Objekt der Unternehmerfamilie unter den Hammer. Im Februar 2017 noch war der Familiensitz der Erbs im Internet zum Verkauf ausgeschrieben. Für 2’950’000 Franken. Fast drei Jahre lang war kein Investor bereit, so viel zu bieten. Nun wird die stattliche Villa, die vor kurzem ins Visier von Hausbesetzern geriet, versteigert.
Ihre Eckdaten: 6000 Quadratmeter Grundstücksfläche, 13 Zimmer, Swimmingpool und eine eigene Kegelbahn. Dazu ein wunderbar verwunschener Park, der im Inventar der schutzwürdigen Gärten steht. Das Haus ist nicht geschützt, ein Käufer dürfte es abreissen lassen – und die bestehende Wohnfläche so um bis zu 100 Quadratmeter erweitern.
Villa steht 17 Jahre leer
Das Haus steht seit dem Tod von Patron Hugo Erb (1918-2003) im Jahr 2003 leer. Und ist in höchstem Grade sanierungsbedürftig. Zum letzten Mal wurde die Villa 1956 umgebaut. Insider gehen davon aus, dass alleine die Erneuerung des maroden Anschlusses an die Wasserversorgung Unsummen verschlingen würde.
Das zeigen auch Dokumente, die BLICK vorliegen. «Die vorhandenen Wasserleitungen sind nicht mehr intakt. Sie sind durch Baumwurzeln derart beschädigt worden, dass sie neu erstellt werden müssen», heisst es. Das dürfte für einen künftigen Käufer ein teures Unterfangen werden. Denn: Die private Wasserfassung mit Pumpstation befindet sich 500 Meter hangabwärts.
Das kostet allein der Abriss
Selbst die Kosten des Abrisses sind im Dokument kalkuliert. «Für den Rückbau der bestehenden Gebäude schätzen wir einen Aufwand von 270’000 Franken.» Auch diese Kosten müsste der Käufer übernehmen. Da ist es wohl nur ein Detail, dass «die Umgebung um das Wohnhaus seit längerer Zeit nicht mehr gepflegt wurde».
Die Villa Wolfensberg hat eine bewegte Vergangenheit. Erbaut wurde sie 1937 von Kurt Schoellhorn (1894-1966 ), Spross der Haldengut-Brauerei-Dynastie. Rolf Erb hatte die Villa, in der er mit seinen beiden Brüdern aufgewachsen ist, im Jahr nach der Pleite des Firmenimperiums an seine damals einjährigen Zwillinge überschrieben. Ohne Erfolg.
Zweitgrösste Firmenpleite
2003 ging das undurchsichtige Imperium der Erbs Konkurs. Die Gruppe hinterliess über sechs Milliarden Franken Schulden. Hinter dem Konkurs der Swissair ist das bis heute die zweitgrösste Firmenpleite der Schweiz.
Am 8. April 2017 wurde Milliarden-Pleitier Rolf Erb (†65) von seiner Lebenspartnerin im Schloss Eugensberg in Salenstein TG tot aufgefunden. Er starb laut Obduktionsbericht an Herzversagen – als gebrochener Mann. Nur wenige Tage später hätte der Winterthurer wegen Betrugs und Urkundenfälschung sieben Jahre in den Knast müssen. Gegen dieses Verdikt hat er sich jahrelang mit allen Mitteln gewehrt.