Auf einen Blick
- Albanische Diaspora feiert Erfolge im Zürcher Kongresshaus
- Liridona Makica gewinnt den Preis über 15'000 Franken
- Über 6000 Firmen in Deutschschweiz von Albanern geführt
«Lassen wir den Adler in der Schweiz fliegen», sagt SP-Nationalrat Islam Alijaj (38) am Samstagabend im Zürcher Kongresshaus. Die albanische Diaspora hat sich hier versammelt, um ihre Unternehmerinnen und Unternehmer und sich selbst zu feiern. Rund 300'000 Albaner und Schweizer mit albanischem Migrationshintergrund leben Schätzungen des Bundes zufolge in unserem Land. «Wir sind aus der Wirtschaft nicht wegzudenken – und unser Einfluss hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen», sagt der Stadtzürcher FDP-Präsident und Schweiz-Albaner Përparim Avdili (37) zu Blick.
Avdili ist auch Präsident von Swissalbs, der grössten Interessensgemeinschaft albanischstämmiger Schweizerinnen und Schweizer. Der Unternehmensball vom Samstagabend solle aufzeigen, welche Innovationskraft die Community mittlerweile hat. «Trotz des negativen Images, das teilweise noch immer vorherrscht», so Avdili.
Die fünf Nominierten des Abends waren divers: ein Softwareentwickler, ein CEO eines digitalen Gesundheit-Start-ups, die Gründerin eines Modelabels, der Inhaber eines edlen Herrenschuhgeschäfts und mit Liridona Makica (31) die Geschäftsleiterin des Start-ups Spitex Dona mit über 55 Mitarbeitenden.
«Ich habe damals keine Chance gekriegt»
Makica hat den grossen Preis im Wert von 15'000 Franken am Samstagabend letztlich abgeräumt. Ihr Werdegang steht sinnbildlich für den Wandel der Schweiz-Albaner in der hiesigen Wirtschaft. «Ich konnte keine Lehrstelle finden – niemand wollte mich anstellen. Schliesslich habe ich als Praktikantin in der Pflege meine Karriere lanciert», erzählt Makica gegenüber Blick. Ob es am albanischen Nachnamen gelegen hat, weiss sie nicht. «Ich habe damals keine Chance gekriegt.»
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Nach dem Praktikum klappte es mit der Lehrstelle. Später besuchte Makica zuerst die höhere Fachschule in Winterthur ZH und letztlich die ZHAW, wo sie den Bachelor in Gesundheit erlangte – der Startschuss für ihre Start-up-Karriere. «Ich musste mich durchsetzen, weil es in der albanischen Kultur vor wenigen Jahren nicht Alltag war, dass sich eine Frau selbstständig macht und nicht zu Hause auf die Kinder schaut.»
Als Makica die Idee für ihr Spitex-Start-up hatte, musste sie zuerst auch ihre Eltern überzeugen. «Sie waren dann aber da für mich und haben mich sehr unterstützt.» In den vergangenen Jahren stellte sie einen Wandel in ihrer Community fest. «Wir sind heute viel offener – das spüre ich als Frau. Es ist schön, zu sehen, dass es viele Schweiz-Albanerinnen hier hat, die ihre berufliche Leidenschaft ausüben können.»
Es geht auch um den BMW
«In den 90er-Jahren waren wir schon stolz darauf, wenn die Kinder an der Kasse eines Detailhändlers gearbeitet haben – und sich nicht mehr auf dem Bau bei Regen und Kälte die Hände schmutzig machen mussten», sagt Përparim Avdili. Die erste Generation habe tatsächlich vorwiegend auf der Baustelle oder beispielsweise als Lastwagenchauffeure ihr Geld verdient. «Aber ihre Töchter und Enkel sind heute nicht mehr nur die einfachen Arbeiter, sondern haben Unternehmen gegründet.» Genaue Zahlen gibts es nicht, laut Schätzungen sind in der Deutschschweiz aber über 6000 Firmen in den Händen von albanischstämmigen Unternehmern.
«Wir Albaner sind heute Leistungsträger der Gesellschaft – und der Schweizer Wirtschaft», sagt Avdili. Der Wandel hat auch mit Statussymbolen wie dem BMW zu tun, die an der Sause im Zürcher Kongresshaus sichtbar waren. «Der Ehrgeiz bei Schweiz-Albanern ist sehr stark – wir stecken nicht in einer Wohlstandsverwahrlosung», erklärt der Zürcher. Der zweiten und dritten Generation gehe es darum, eigenes und gutes Geld zu verdienen. «Um sich dann beispielsweise das leistungsstarke Auto zu kaufen.»
Die Community wird am Samstagabend nicht müde zu betonen, wie wichtig die Schweiz für die Entwicklung ihrer Community war. Avdili macht das gegenüber Blick klar: «Wir sind stolz auf unsere Wurzeln, aber sehen uns nicht einzig als Albaner, sondern als albanischstämmige Schweizer, die einen entscheidenden Beitrag zum Wohlergehen unseres Landes leisten möchten.»