Schwyzer machen Mega-Marge
Victorinox kauft seine Koffer billig in Vietnam ein – und verkauft hier teuer

Victorinox, bekannt für seine Taschenmesser, produziert Koffer und Taschen in Vietnam und verkauft sie in der Schweiz zu einem Vielfachen des Einkaufspreises. Jetzt zeigt ein Bericht des K-Tipp, wie viel die Schwyzer daran verdienen.
Publiziert: 17.10.2024 um 16:26 Uhr
|
Aktualisiert: 19.10.2024 um 11:59 Uhr
1/4
Victorinox produziert längst nicht mehr nur Sackmesser.
Foto: PD

Auf einen Blick

  • Victorinox lässt seine Koffer und Taschen in Vietnam herstellen
  • In der Schweiz werden sie zu einem Vielfachen des Einkaufspreises verkauft
  • Viele Kosten, etwa für die Entwicklung, würden in der Schweiz anfallen, sagt Victorinox
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Patrik_Berger_Redaktor Wirtschaft Desk_Ringier Blick_1-Bearbeitet.jpg
Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Wie viel ein Unternehmen mit seinen Produkten verdient, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Schnell einmal gerät man in Verdacht, ein Abzocker zu sein – und wird diesen Ruf nicht mehr los. Darum wird kaum bekannt, was Firmen ihren Herstellern im Einkauf bezahlen. Kommt das einmal aus, dann ist der Aufschrei gross. Der Zürcher Turnschuhverkäufer On kann ein Lied davon singen.

Der Schuhhersteller lässt seine Sport- und Wanderschuhe in Vietnam produzieren – für einen Bruchteil des Endpreises. Ein Vergleich hat im Januar aufgedeckt: Kaum einer nimmt so hohe Margen wie die Firma On, an der Ex-Tennis-Star Roger Federer (43) beteiligt ist. Für das Modell «Roger Advantage» – an dem Federer bei der Produktentwicklung beteiligt war – zahlen Schweizer Kundinnen und Kunden im Onlineshop 190 Franken.

Dabei hat On die Schuhe gerade mal für 17.86 Franken in Vietnam herstellen lassen. Hinzu kommen noch Fracht- und Zollkosten von 1.62 Franken sowie die Mehrwertsteuer von 15.39. Nach Abzug dieser Kosten spült die Schweizer Kundschaft On eine Marge von 155.13 Franken in die Kassen.

Victorinox produziert in Vietnam

Nun deckt das Konsumentenmagazin K-Tipp einen weiteren Fall einer Schweizer Firma auf, die in Asien produzieren lässt. Und die Produkte hierzulande zu einem Mehrfachen des Einkaufspreises feilbietet. Sackmesserhersteller Victorinox aus Ibach SZ macht längst nicht mehr nur mit Messern Umsatz. Das Produktsortiment umfasst auch Koffer und Taschen. Und die lässt Victorinox in Vietnam produzieren.

Der K-Tipp vergleicht in seiner aktuellen Ausgabe bei elf Produkten von Victorinox den Einkaufs- mit dem Verkaufspreis. Kundinnen und Kunden zahlen dafür im Schnitt sechsmal so viel, wie die Taschen und Koffer im Einkauf kosteten. Konkretes Beispiel: Die Tasche «Crosslight Duffel» kostet im Onlineshop von Victorinox 195 Franken. Eingekauft werden sie für 25.91 Franken. Der K-Tipp beruft sich auf vertrauliche Zolldokumente.

«Sieht dem Schweizerkreuz nur ähnlich»

Victorinox verkauft die Artikel mit einem grauen Schweizerkreuz. Die Landesfarben Rot und Weiss sind von Gesetzes wegen verboten, wenn die Produkte im Ausland hergestellt werden. Die Deklaration «made in Vietnam» findet sich laut dem Konsumentenmagazin lediglich «versteckt in sehr kleiner Schrift in der Etikettenbroschüre».

Was sagt Victorinox dazu? Das Logo diene als «Erkennungszeichen für Victorinox», heisst es aus Ibach. Es sehe dem Schweizerkreuz nur ähnlich. Victorinox bestreitet, dass man in der Schweiz überhöhte Preise verlange. Man biete die Produkte weltweit «in einem ähnlichen Preisband» an.

Weiter führt das traditionsreiche Unternehmen hohe Fixkosten ins Feld: Designentwicklung, die technische Entwicklung, sowie das Produkt- und Qualitätsmanagement würden in der Schweiz stattfinden.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.