Auf tiefem Niveau, dafür in Riesenschritten, krallen sich E-Autos weltweit Marktanteile. In der Schweiz hat sich ihr Anteil in den letzten zwei Jahren von 1,3 auf 2,6 Prozent verdoppelt. Experten erwarten, dass die neue Technologie in den nächsten drei Jahren global durchstartet. Hier entsteht ein neuer Monster-Markt – und jeder will ein Stück vom Kuchen.
Auch der Zürcher Industrie-Gigant ABB. Weltweit sind schon 6000 seiner Aufladestationen für E-Autos in Betrieb. Um zu unterstreichen, dass es noch viel mehr werden sollen, ist ABB neu Hauptsponsor der Renn-Serie Formel E, der Formel 1 für Elektro-Boliden.
Das Ziel der Formel E seit dem ersten Rennen 2014: der Elektro-Mobilität global zum Durchbruch verhelfen. «E-Autos sind nicht nur besser für die Umwelt, sondern bald auch günstiger und cooler als solche mit Verbrennungsmotor», sagt ABB-CEO Ulrich Spiesshofer (53) gestern, als er im Londoner Stadtteil Chelsea auf einer Bühne steht und den Sponsoring-Deal vorstellt. «Wir sind sauber und nachhaltig und darum mit der Formel 1 nicht zu vergleichen.»
«Jeder fängt mal klein an»
Neben Spiesshofer auf der Bühne: der schillernde Formel-E-Boss Alejandro Agag (47), Schwiegersohn des spanischen Ex-Präsidenten José Maria Aznar (64) und früher Boss des Londoner Profi-Fussballclubs Queens Park Rangers. Vor der Bühne: Rund hundert Journalisten, darunter CNN und BBC – und als einziges Schweizer Medium BLICK.
Nach der Show sei die Frage erlaubt: Jetzt mal im Ernst, Herr Spiesshofer, Motorsport-Fans schauen Formel 1, Töff oder Rallye. Was wollen Sie mit dieser Formel E, die keiner schaut? «Jeder fängt mal klein an. Bis 2025 wird das eine ganz, ganz grosse Sache.» So lange läuft der Vertrag als Hauptsponsor.
Behält Spiesshofer recht und wachsen die Zuschauerzahlen weiter wie bisher, hat er einen Top-Werbedeal gemacht. Oder wie er es sagt: «Wir wollen nicht nur die Welt retten, sondern auch Geld verdienen.»
«Immer schweizerischer»
Zuerst einmal aber bezahlt der Konzern – laut «Sky News» sollen es 15 Millionen Franken im Jahr sein. Dafür ist die ABB künftig in der Formel E überall: Die Rennserie heisst neu «ABB FIA Formel E». Die Zürcher liefern zudem die Aufladestationen für die Autobatterien und dürfen andere neue Technologien testen. Der knallrote ABB-Schriftzug prangt ab sofort im bisher komplett babyblauen Formel-E-Logo. Auf den Rennautos ist das Logo sowohl auf dem Spoiler wie auf der Schnauze zu sehen.
Neben dem ABB-Logo prangen auf den Autos auch jene der Privatbank Julius Bär und der Uhrenfirma Tag Heuer aus La-Chaux-de-Fonds. Und im Cockpit sitzen unter anderem der Genfer Edoardo Mortara (30) und der Waadtländer Sébastien Buemi (29), der Champion von 2016.
«Die Formel E wird immer schweizerischer», schwärmt Agag. «Wir lieben das!» Seit wenigen Wochen steht sogar fest: Am 10. Juni steigt am Zürcher Seebecken das erste Rundstrecken-Rennen auf Schweizer Boden seit 63 Jahren (BLICK berichtete). Agag: «Ich verspreche, der Steuerzahler muss keinen Rappen drauflegen – wir bezahlen alles!»