Argentinien gehört gerade zu den Trendreisezielen der Schweizer. Seit dem Ende der Pandemie stellen hiesige Reisebüros vermehrt Buchungen für das Land des aktuellen Fussballweltmeisters fest, wie das Tourismus-Newsportal «Travelnews» berichtet. Demnach habe Stephanie Schulze zur Wiesch (51), CEO von DER Touristik Suisse, an der vergangenen Jahresmedienkonferenz gar zu einer Lobeshymne auf das südamerikanische Land angestimmt.
Dorado Latin Tours, der Südamerika-Spezialist aus dem Hause DER Touristik, registrierte laut dem Bericht für 2023 rund 15 Prozent mehr Argentinien-Buchungen als im Jahr davor – mit Tendenz zu weiterem Wachstum. Auch die Konkurrenz verzeichnet markante Zunahmen bei der Nachfrage.
Rundreisen durch Argentinien sind bei den Schweizern besonders beliebt – gerne in einem Mietwagen. Als Ausgangspunkt wählen sie meistens die Hauptstadt Buenos Aires. Von der Metropole soll es dann aber in weniger urbane Gegenden gehen. Auf fast allen Reiseplänen: Patagonien. Die südlichste Region Argentiniens zieht mit seiner Naturpracht das wanderfreudige Schweizervolk an.
Reisebüros finden keine Hotels und Mietautos
Der Schweizer Argentinien-Boom bringt aber auch Herausforderungen für die Schweizer Reiseveranstalter mit sich. «Wir hatten im vergangenen Jahr ein massives Problem mit Verfügbarkeiten bei Hotels und Mietwagen», sagte Reto Kindlimann von Brasa Reisen gegenüber «Travelnews». Argentiniens Autovermieter müssten ihre Flotte nach Corona erst wieder aufbauen. Zudem sei die inländische Nachfrage sehr hoch gewesen, weil der argentinische Staat den Bürgern die Ferien im eigenen Land subventionierte.
Eine zusätzliche Schwierigkeit ist, dass es aktuell keinen Direktflug von der Schweiz nach Buenos Aires gibt. Die Anreise ist nur mit einem Zwischenstopp in Madrid, Frankfurt oder Amsterdam möglich. Die Swiss fliegt zudem zweimal wöchentlich via São Paulo in die Hauptstadt Argentiniens. Die Kundschaft wünsche sich vermehrt eine Direktverbindung von Zürich aus, so die Südamerika-Spezialisten.
Milei fand noch kein Mittel gegen Rekord-Inflation
Wer nun eine Reise nach Argentinien in Betracht zieht, muss dann auch vor Ort mit gewissen Herausforderungen umgehen. Seit etlichen Monaten steckt das Land nämlich in einer Wirtschafts- und Finanzkrise, die immer prekärer wird. Im März war die Inflation auf unglaubliche 287,9 Prozent geklettert.
Auch unter dem ultraliberalen Präsident Javier Milei (53), der Argentinien mit einem radikalen Sparprogramm wieder auf Kurs bringen will, ist Argentinien noch nicht aus der Krise herausgekommen. Der teils erratische Mann mit der Kettensäge sorgt mit seinem kompromisslosen Stil für Unruhe – vor allem bei der politischen Konkurrenz von linker Seite.
EDA weist auf hohe Kriminalitätsrate hin
Zwar gilt Argentinien immer noch als relativ sicher. Das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) macht in seinen Reisehinweisen aber darauf aufmerksam, dass die politische, soziale und wirtschaftliche Lage angespannt sei. Im ganzen Land könne es zu Demonstrationen, Streiks, Strassensperren und Ausschreitungen – inklusive Sachbeschädigungen und Plünderungen.
Vor allem in den Grossstädten – insbesondere in der Region Buenos Aires – ist die Kriminalitätsrate laut EDA hoch. Hingewiesen wird auf bewaffnete Überfälle mit hohem Gewaltpotenzial und Entführungen zwecks Gelderpressung. Auch gefälschte Banknoten seien im Umlauf. Frauen empfiehlt das EDA, nicht alleine zu reisen.