Der Kollaps des Reisegiganten Thomas Cook wirft weiter Wellen. Nachdem Hunderttausende Feriengäste gestrandet oder am Abflug gehindert wurden, müssen nun die Verantwortlichen Auskunft geben. In London stehen heute fünf ehemalige Führungskräfte vor einem Parlamentskomitee, darunter auch der frühere Schweizer CEO Peter Fankhauser (59).
Der Ex-Chef entschuldigte sich bei seinem Auftritt als Erstes: «Es tut mir sehr leid, dass wir diese ikonische Marke und dieses Unternehmen mit seiner langen, langen Geschichte nicht retten konnten.» Fankhauser lobte die gute Arbeit der Behörden bei der Rückführung der Tausenden Gestrandeten. Dann wurde er gefragt, wofür er konkret Sorry sage. Ihm tue es leid, dass es nicht gelungen sei, die Wende zu schaffen und den Schuldenberg zu reduzieren.
Nochmals über Boni schlafen
Für grossen Ärger sorgten gleich nach der Pleite die Löhne und Boni der Chefs. Rund 10,2 Millionen Franken hat Fankhauser seit seinem Aufstieg zum CEO eingesackt. Zusammen haben die Topmanager in fünf Jahren über 25 Millionen Franken verdient. Kein Wunder also, dass sich das Komitee auch dafür interessiert.
Fankhauser verteidigt sich. Er habe «extrem hart und erschöpfend» gearbeitet für sein Grundgehalt. Für die Jahre 2018 und 2019 habe er keine Boni erhalten, 2017 rund 950'000 Franken. Die Hälfte seines Gehalts habe er in Aktien bekommen und davon keine einzige verkauft. Sein Anteil ist nun wertlos. Er verstehe zwar die Sicht der Öffentlichkeit. Aber er habe unermüdlich daran gearbeitet, Thomas Cook zu retten. Auf Drängen der Komiteevorsitzenden will sich Fankhauser dann doch überlegen, ob er zu einer Rückzahlung bereit wäre.
Kein Verständnis
Auch die anderen Chefs nimmt das Komitee in die Mangel. Nicht gelten lassen die Politiker Aufzählungen von Erfolgen. «Ich glaube, Sie sind verblendet, was Ihr Geschäft betrifft. Sie haben eine Firma geleitet, die wegen Ihrer gemeinsamen Entscheidungen unterging. Wenn Sie nun Ihre Erfolge hervorstreichen, sollten Sie möglicherweise etwas mehr Demut zeigen», so die Vorsitzende zu Ex-Verwaltungsrat Frank Meysman (67) gemäss der britischen Zeitung «The Guardian».
Thomas Cook ist Ende September 2019 Pleite gegangen. Zuvor hatten sich einige Banken geweigert, den Rettungsplan zu unterstützen. Laut Fankhauser wäre der Konzern beim Gelingen des Plans das bestfinanzierte Reiseunternehmen in Europa gewesen. Die Kosten des Zusammenbruchs seien letztlich viel höher gewesen als die gewünschte Finanzierung von 150 Millionen Pfund, so das Ex-Management. (jfr)