Reiseunternehmen Thomas Cook ist bankrott
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600'000 Gäste betroffen:Reiseunternehmen Thomas Cook ist bankrott

Peter Fankhauser seit 2014 an der Spitze
Schweizer Thomas-Cook-Chef muss um seine Boni zittern

Die Bilderbuchkarriere von Peter Fankhauser ist zu Ende. Heute hatte der CEO von Thomas Cook seinen wohl schwierigsten Auftritt. Alle Rettungspläne sind gescheitert, Zehntausende verlieren ihren Job, Hunderttausende Kunden in aller Welt sind gestrandet.
Publiziert: 23.09.2019 um 14:40 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2019 um 06:23 Uhr
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Chaos an Flughäfen rund um die Welt: Der britische Reisekonzern Thomas Cook ist pleite. Tausende Reisende sind in ihren Ferien gestrandet.
Foto: AFP
Julia Fritsche

Am Ende blieb dem CEO des insolventen Reiseveranstalters Thomas Cook nur die Entschuldigung. «Zuerst möchte ich mich bei meinen 21'000 Kollegen entschuldigen. Dann all unseren Kunden Sorry sagen, die aktuell mit uns in den Ferien sind oder in den nächsten Monaten eine Reise gebucht haben», sagte Peter Fankhauser (58) am Montagmorgen vor den Medien – seine Schweizer Herkunft deutlich hörbar.

Der Auftritt vor den Kameras fiel Fankhauser sichtlich schwer. Wohl auch, weil der Schweizer Topmanager das Unternehmen noch vor wenigen Jahren wieder auf die Erfolgsspur zurückbrachte. 2012 nämlich geriet Thomas Cook schon einmal in Schieflage. Damals retteten mehrere Banken den Reiseveranstalter. In dieser schwierigen Phase übernahm Fankhauser im November 2014 Knall auf Fall den CEO-Posten. Zuvor war er als COO fürs Tagesgeschäft zuständig.

Vom Turnaround zur Pleite

In den ersten drei Jahren unter dem Schweizer liefen die Geschäfte wieder besser. Fankhauser erarbeitete sich den Ruf als Turnaround-Manager. 2018 dann der Rückschlag: Der Rekordsommer vermieste dem Reiseveranstalter das Geschäft. Die Briten genossen die Hitze lieber zuhause, als in die Ferien zu fahren. Dagegen fand auch Fankhauser mit seiner Ausbildung an der Universität St. Gallen kein Rezept. Zusammen mit den Unsicherheiten durch den Brexit und dem schwachen Pfund führten die Probleme nun in die Insolvenz.

Für Fankhauser haben sich die letzten Jahre gelohnt. Rund 10,2 Millionen Franken hat er seit seinem Aufstieg zum CEO eingesackt. Darunter allein ein Bonus von 3,6 Millionen im Jahr 2015.

Sein Verdienst und der seiner Führungskollegen – in fünf Jahren haben sie zusammen über 25 Millionen Franken verdient – sorgt nun aber für Kritik. So begrüsste der britische Schatzkanzler im Schattenkabinett, John McDonnell, am Montagmorgen in einem Interview die Idee, dass die Führungsriege ihre Boni zurückzahlen soll. «Wenn sie Banker wären, dann könnten wir ihre Boni zurückbekommen.» Er sieht die Manager in der Verantwortung und fordert sie auf, ihr Vorgehen zu hinterfragen. Auch Premier Boris Johnson kritisierte die Manager und ihre Löhne.

Via Deutschland nach London

Vielleicht zieht es Fankhauser für die Sinnsuche zurück in die alte Heimat. Sein Heimatort: das Emmentaler Dorf Trub. Ursprünglich wollte der Touristik-Manager Diplomat werden; das schreibt die «Handelszeitung» 2014 in einem Porträt. Doch an der Universität St. Gallen orientierte er sich neu. Ein Job beim Beratungsunternehmen McKinsey war die Folge. Als Berater kam er dann auch zum Tourismus, zunächst zu Kuoni.

Seinen ersten Thomas-Cook-Job fasste Fankhauser bei der deutschen Tochter Neckermann. Dann gings zum Mutterkonzern. 2014 schliesslich folgt die Krönung seiner Karriere. Damals sagte Thomas-Cook-Präsident Frank Meysman laut «Handelszeitung» über den neuen CEO: «Er weiss nicht nur, wie man Ferien verkauft, sondern auch, wie man Geld verdient.» Das stimmte letzten Endes leider nicht, wie jetzt Zehntausende Mitarbeiter und Kunden zu spüren bekommen.

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