Dass sich die Walliser CVP-Staatsräte Christophe Darbellay (48) und Roberto Schmidt (58) während des Lockdowns im Restaurant verköstigten (BLICK berichtete), ist offenbar kein Einzelfall. Offiziell sind Restaurants seit mehr als zehn Wochen geschlossen. Nicht alle Wirte halten sich an das Gesetz - und servieren trotz Verbot Mahlzeiten.
Sogenannte «Geister-Restaurants» sind laut Recherchen der «NZZ am Sonntag» gleich in mehreren Städten aktiv, darunter in Zürich, Neuenburg und Zug. Gäste kommen durch den Hintereingang und werden bei heruntergelassenen Rollläden bedient, um nicht entdeckt zu werden.
Die Ungeduld bei Wirten und auch Gästen wächst. Vielen droht das Aus. Sie brauchen Besucher. Gegessen werde zumeist in einem hinteren Sääli und bar auf die Hand bezahlt. Quittungen gibt es nicht, abgerechnet wird schwarz. «Es geht für uns Wirte ums nackte Überleben», wird ein Zürcher Beizer zitiert, der illegale Nachtessen serviert.
Zahlreiche Wirte bieten offenbar Abendessen an
Seit einem Monat warte er auf seine Härtefallgelder - und er bewege sich lediglich in einem «Graubereich». Er bewirtet nie mehr als fünf Personen gleichzeitig und halte sich damit an Schutzmassnahmen. Auch würden nicht x-beliebige Personen bedient, sondern nur Freunde oder Stammkunden plus höchstens zwei Unbekannte pro Abend.
Der Beizer ist bisher unentdeckt geblieben. Er sei auch bei weitem nicht der Einzige. In der Stadt Zürich werde jeden Abend gegen den Gastro-Lockdown verstossen. Er kenne acht weitere Wirte, die Abendessen anböten. Dabei würden Gruppen mit bis zu 15 Personen bewirtet.
Andere Wirte müssen bereits mit Verzeigungen oder Strafbefehlen rechnen. Demnach haben die Behörden in Zürich bereits mehrere Restaurants aufgedeckt, in denen verbotenerweise Essen serviert wurde und wo private Veranstaltungen stattfanden. Auch in Zug hat die Polizei kürzlich eine Wirtin angezeigt und deren Gäste gebüsst.
Gastrosuisse distanziert sich
Der Branchenverband Gastrosuisse distanziert sich von solchen Rebellen-Beizern: «Solche Aktionen befürworten wir nicht. Für uns ist klar, dass man sich an die von Bund und Kantonen verordneten Massnahmen halten soll.»
Dabei lobbyiert der Verband stark für Öffnungen und von der Wirkung der Schutzkonzepte überzeugt: Der Besuch von Restaurants sei sicher. Das hätten auch die Tourismusgebiete gezeigt, in denen es im Winter – trotz Hotel- und Terrassenbetrieb – keine Corona-Hotspots gegeben habe.
Bund zögert
Der Bundesrat hält zunächst an der Schliessung von Restaurants fest. Sollte sich die epidemiologische Lage bessern, wird auf den 22. März die Öffnung von Restaurant-Terrassen in Aussicht gestellt.
Ansteckungen, so heisst es aus dem Departement von Gesundheitsminister Alain Berset (48), fänden «insbesondere in geschlossenen Räumen statt, in denen die Aerosole eine wichtige Rolle spielen», so das Bundesamt für Gesundheit (BAG). (kes)