Mit viel Spannung wurde heute das Urteil im «Fall Gazprombank» erwartet. Dieses liegt nun vor: Das Bezirksgericht Zürich hat vier Angestellte der Gazprombank Schweiz (GPBS) wegen mangelnder Sorgfalt in Finanzgeschäften schuldig gesprochen. Sie sollen im Umgang mit Konten eines Putin-Vertrauten ihre Sorgfaltspflichten verletzt haben.
Ihre Strafe: Bedingte Geldstrafen von 120 und 180 Tagessätzen. Die Anwälte der Verurteilten wollen eine Berufung beim Obergericht einlegen.
Zur Erinnerung: Drei Russen und ein Schweizer wurden wegen «mangelnder Sorgfalt» beim Besorgen von Finanzgeschäften angeklagt. Es handelt sich um den CEO der Bank, zwei weitere Geschäftsleitungsmitglieder sowie einen Kundenberater. Konkret sollen die Beschuldigten von 2014 bis 2016 eine Geschäftsbeziehung mit dem russischen Cellisten und Dirigenten Sergej Roldugin (71) geführt haben, obwohl sie hätten merken müssen, dass dieser nicht der eigentliche Besitzer des Millionenvermögens war. Die Angeklagten sollen 30 Millionen Franken über Privatkonten verschoben haben, die Roldugin gehörten. Brisant: Roldugin ist ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin (70).
Deshalb hat der Prozess auch etwas von einem Prozess gegen das «System Putin». Das Gericht sieht es als zweifelsfrei klar an, dass Roldugin nicht der wirtschaftlich Berechtigte an den Konten war.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine bedingte Strafe von sieben Monaten gefordert. Die vier Beschuldigten hatten sich derweil beim Prozessauftakt anfangs März nicht geäussert. Ihre Anwälte forderten Freisprüche.