SBB-Zugbegleiter klagen über Beschwerden wegen Schüttel-Dosto
«Meine Hüften schmerzen, ich bin nudelfertig»

Kaffeetrinken wird im neuen Bombardier-Doppelstöcker der SBB zur Mutprobe. Ständig besteht Gefahr, dass es schüttelt und man sich mit heissem Kaffee übergiesst. Noch schwieriger ist das Arbeiten unter solchen Bedingungen. Jetzt melden Mitarbeiter Gesundheitsprobleme.
Publiziert: 13.09.2019 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2019 um 14:40 Uhr
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Die Fahrt im als Schüttel- und Problemzug bekannten FV-Dosto war bisher eine holprige Angelegenheit – in der 1. und 2. Klasse.
Foto: Keystone

Ein Mathematiker hat es für BLICK wissenschaftlich bewiesen: Die neuen Fernverkehrs-Doppelstöcker FV-Dosto der SBB sind nicht nur pannenanfällig, sondern auch ein Schüttelzug. Gerhard Wesp (45) hat mithilfe eines Smartphones und der App «AccDataRec» gemessen, wie fest es den Passagier während der Fahrt mit dem Bombardier-Zug von links nach rechts durchschüttelt.

Geschüttelt werden auch die SBB-Zugbegleiter. Und das so stark, dass diese laut dem Onlineportal «Watson» über Schmerzen und Beschwerden am Ende des Arbeitstags klagen. Ein SBB-Mitarbeiter erzählt gar von einer Kollegin, die sich wegen Meniskusproblemen mehrere Wochen vom Zugmodell dispensieren liess. Andere berichten von Rücken-, Knie- und Beinschmerzen.

Plötzliches Schütteln

«Meine Hüften schmerzen. Ich bin nudelfertig», zitiert das Portal einen SBB-Kondukteur. Die Schmerzen würden davon kommen, dass er sich ständig anspannen muss. Das macht den Muskeln und schliesslich den Hüften zu schaffen.

Dosto-Pannenzug kommt ab Juli zum Einsatz
3:09
BLICK hat den Test gemacht:FV Dosto schüttelt doppelt so stark wie der IC2000

Der Zug schüttelt nämlich nicht nur. Die Schläge würden auch sehr unvermittelt auftreten, sagt Jürg Hurni (57) von der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV gegenüber «Watson». Entsprechend würden sich die Mitarbeiter im Zug ständig darauf vorbereiten. 

Die Klagen der Zugbegleiter sind zum Unternehmen vorgedrungen. «Wir nehmen diese Hinweise sehr ernst und haben bereits Massnahmen umgesetzt», wird die SBB-Sprecherin Sabine Baumgartner zitiert. Allerdings fehlt derzeit der Beweis, dass der Doppelstöcker die Ursache für die Meniskusprobleme sei.

Durchbruch im Mai

So oder so wollen die SBB das Schütteln in den Griff kriegen. Im Mai gab CEO Andreas Meyer (58) BLICK bekannt, dass der Hersteller beim Schüttelproblem einen Durchbruch erzielte.

Meyer: «Bombardier hat uns gezeigt, dass es eine technische Lösung gibt, um die Schwankbewegung in den Griff zu kriegen und auf das Niveau des IC2000 zu bringen.» In den letzten Wochen nun wurde ein Software-Update durchgeführt. (jfr)

Pleiten-, Pech- und Pannen-Zug

Zangengeburt, Pannen- und Problemzug – und viele Attribute mehr liefert die Google-Suche im Zusammenhang mit dem FV-Dosto. Die Leidensgeschichte mit den neuen Bombardier-Doppelstöckern begann früh. Der grösste und mit 1,9 Milliarden Franken teuerste Beschaffungsauftrag der SBB wurde 2010 erteilt. Die 59 Züge hätten Ende 2013 geliefert und im Jahr darauf quer durchs Land rollen sollen. Doch dann kam es immer wieder zu gravierenden Verzögerungen. Der Start verschob sich Jahr für Jahr nach hinten.

Noch in den Köpfen: Probleme mit zu steilen Rollstuhlrampen an den Eingängen (Bild). Zugtüren, die nicht schliessen und die Weiterfahrt verzögern. Software-Probleme, die Techniker an Bord unabkömmlich machen. Zu wenig Platz für Kinderwagen im Spielabteil «Ticki Park» – Passagiere müssen Klappsitze freigeben, damit Familien ausreichend «Parkplätze» vorfinden.

Seit dem Fahrplanwechsel 2018/2019 sind erst zwölf Dostoauf den IR-Linien 13 und 37 zwischen Chur, St. Gallen, Zürich und Basel auf den Schienen. Auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf soll vor den Sommerferien erstmals ein Dosto fahren. Die SBB wollen bis Ende 2019 alle 59 Züge und drei weitere auf den Schienen haben. Ulrich Rotzinger

Zangengeburt, Pannen- und Problemzug – und viele Attribute mehr liefert die Google-Suche im Zusammenhang mit dem FV-Dosto. Die Leidensgeschichte mit den neuen Bombardier-Doppelstöckern begann früh. Der grösste und mit 1,9 Milliarden Franken teuerste Beschaffungsauftrag der SBB wurde 2010 erteilt. Die 59 Züge hätten Ende 2013 geliefert und im Jahr darauf quer durchs Land rollen sollen. Doch dann kam es immer wieder zu gravierenden Verzögerungen. Der Start verschob sich Jahr für Jahr nach hinten.

Noch in den Köpfen: Probleme mit zu steilen Rollstuhlrampen an den Eingängen (Bild). Zugtüren, die nicht schliessen und die Weiterfahrt verzögern. Software-Probleme, die Techniker an Bord unabkömmlich machen. Zu wenig Platz für Kinderwagen im Spielabteil «Ticki Park» – Passagiere müssen Klappsitze freigeben, damit Familien ausreichend «Parkplätze» vorfinden.

Seit dem Fahrplanwechsel 2018/2019 sind erst zwölf Dostoauf den IR-Linien 13 und 37 zwischen Chur, St. Gallen, Zürich und Basel auf den Schienen. Auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf soll vor den Sommerferien erstmals ein Dosto fahren. Die SBB wollen bis Ende 2019 alle 59 Züge und drei weitere auf den Schienen haben. Ulrich Rotzinger

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