Das Schütteln des Pannenzugs FV-Dosto bereitet einigen Passagieren Übelkeit und den SBB-Chefs Bauchschmerzen. Denn die Schüttelbewegungen im neuen Fernverkehrs-Doppelstöcker von Bombardier sind doppelt so stark wie beim Vorgängerzug, dem IC2000, wie Messungen für BLICK letzten Monat zeigten. Das erklärte Ziel der SBB ist, dass die neuen Züge an die Laufruhe der bewährten IC2000 herankommen.
SBB-Chef Andreas Meyer (58) gibt BLICK bekannt, dass der Hersteller beim Schüttelproblem einen Durchbruch erzielte. «Bombardier hat uns gezeigt, dass es eine technische Lösung gibt, um die Schwankbewegung in den Griff zu kriegen und auf das Niveau des IC2000 zu bringen», erklärt Meyer. Das sind gute Neuigkeiten für den Problemzug, von dem mit sechs Jahre Verspätung erst ein Dutzend von 59 bestellten auf der Schiene sind – allerdings wegen der Pannenanfälligkeit nur auf Interregio-Strecken. Bereits verringert hat sich die Zahl der Türstörungen.
Vor massivem Kapazitätsausbau
Angesichts voll belegter Züge, Engpässen beim Rollmaterial und der gestiegenen Nachfrage nach klimafreundlicher Mobilität ist es höchste Zeit, dass die FV-Dosto endlich fit werden. «Mit diesen langen Zügen werden wir viel mehr Kapazitäten anbieten können als bisher mit bis zu 1300 sehr komfortablen Sitzplätzen», sagt Andreas Meyer weiter im BLICK-Interview am Rande des Symposiums der Hochschule Luzern zu 20 Jahre Bahnreform.
Der SBB-Chef ist überzeugt, dass es erst die Bahnreform von 1999 der SBB ermöglichte sich betriebswirtschaftlich auszurichten – sich primär am Kundennutzen zu orientieren. «Ein rechter Teil des Angebotsausbaus mit neuem Rollmaterial, mehr Zügen und einem besseren Taktfahrplan, ist durch die Reform ermöglicht und beschleunigt worden.»
Echtzeitinfo über Auslastung illusorisch
Noch kommt es an Reisetagen wie über Auffahrt zwischen dem Tessin und Arth-Goldau/Zürich zu überfüllten Zügen, wo Zugbegleiter in Bellinzona Passagiere ohne Reservation zum Aussteigen bewegen müssen. Doch in den letzten Tagen nach den BLICK-Berichten über Betroffene und diverse ausgebuchte EC-Züge haben die SBB auf der Fahrplan-App und im Internet deutlich präziser über die Auslastung informiert. Ebenso über die Notwendigkeit an solchen Tagen einen Sitzplatz zu reservieren.
Hier investiert der SBB-Chef in weitere Optimierungen. Allerdings gibt es da Grenzen. Laut Meyer ist es in einem offenen Bahnsystem, wo jeder jederzeit einsteigen kann, nicht möglich, in Echtzeit über die Wagenbelegung zu informieren. Denn für Echtzeitinformationen wären Echtzeitsensoren nötig, und man müsste sicherstellen, dass die Mobilitätsdaten der Personen geschützt seien. «Wir wollen den Leuten ein möglichst realistisches Bild geben, was sie im Zug erwartet, wir arbeiten ganz intensiv mit Entwicklungspartnern zusammen, um unsere Prognosen zu verbessern», führt Meyer aus.
Zangengeburt, Pannen- und Problemzug – und viele Attribute mehr liefert die Google-Suche im Zusammenhang mit dem FV-Dosto. Die Leidensgeschichte mit den neuen Bombardier-Doppelstöckern begann früh. Der grösste und mit 1,9 Milliarden Franken teuerste Beschaffungsauftrag der SBB wurde 2010 erteilt. Die 59 Züge hätten Ende 2013 geliefert und im Jahr darauf quer durchs Land rollen sollen. Doch dann kam es immer wieder zu gravierenden Verzögerungen. Der Start verschob sich Jahr für Jahr nach hinten.
Noch in den Köpfen: Probleme mit zu steilen Rollstuhlrampen an den Eingängen (Bild). Zugtüren, die nicht schliessen und die Weiterfahrt verzögern. Software-Probleme, die Techniker an Bord unabkömmlich machen. Zu wenig Platz für Kinderwagen im Spielabteil «Ticki Park» – Passagiere müssen Klappsitze freigeben, damit Familien ausreichend «Parkplätze» vorfinden.
Seit dem Fahrplanwechsel 2018/2019 sind erst zwölf Dostoauf den IR-Linien 13 und 37 zwischen Chur, St. Gallen, Zürich und Basel auf den Schienen. Auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf soll vor den Sommerferien erstmals ein Dosto fahren. Die SBB wollen bis Ende 2019 alle 59 Züge und drei weitere auf den Schienen haben. Ulrich Rotzinger
Zangengeburt, Pannen- und Problemzug – und viele Attribute mehr liefert die Google-Suche im Zusammenhang mit dem FV-Dosto. Die Leidensgeschichte mit den neuen Bombardier-Doppelstöckern begann früh. Der grösste und mit 1,9 Milliarden Franken teuerste Beschaffungsauftrag der SBB wurde 2010 erteilt. Die 59 Züge hätten Ende 2013 geliefert und im Jahr darauf quer durchs Land rollen sollen. Doch dann kam es immer wieder zu gravierenden Verzögerungen. Der Start verschob sich Jahr für Jahr nach hinten.
Noch in den Köpfen: Probleme mit zu steilen Rollstuhlrampen an den Eingängen (Bild). Zugtüren, die nicht schliessen und die Weiterfahrt verzögern. Software-Probleme, die Techniker an Bord unabkömmlich machen. Zu wenig Platz für Kinderwagen im Spielabteil «Ticki Park» – Passagiere müssen Klappsitze freigeben, damit Familien ausreichend «Parkplätze» vorfinden.
Seit dem Fahrplanwechsel 2018/2019 sind erst zwölf Dostoauf den IR-Linien 13 und 37 zwischen Chur, St. Gallen, Zürich und Basel auf den Schienen. Auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf soll vor den Sommerferien erstmals ein Dosto fahren. Die SBB wollen bis Ende 2019 alle 59 Züge und drei weitere auf den Schienen haben. Ulrich Rotzinger