Mehr als 55 Prozent der Schweizer halten das Bezahlen mit Bargeld für unverzichtbar, wie eine heute publizierte Studie von Moneypark besagt. Beim Bezahlen per Handy, also mit Diensten wie Apple Pay und Twint, ist nur gut ein Prozent der Bevölkerung dabei. Oder anders gesagt: Bezahlen mit dem Handy ist in der Schweiz noch ziemlich irrelevant.
Immerhin: Jetzt machen mit Credit Suisse, PostFinance, Raiffeisen und der Waadtländer Kantonalbank vier weitere Banken beim Twint-Programm mit. Und motivieren vielleicht bald mehr Leute, statt des Portemonnaies das Handy zu zücken. UBS und Zürcher Kantonalbank haben schon zuvor auf Twint gesetzt.
Bei Twint gibt der Kunde seine Kontodaten an und kann dann Geld vom Handy aus überweisen – ohne eine Kreditkarte dabeihaben zu müssen.
Schweiz gegen Ausland
Schweizer Banken haben sich für Twint zusammengetan, um im Schweizer Markt der ausländischen Konkurrenz etwas entgegenzusetzen. Vor allem Apple Pay und Samsung Pay wollen sich hierzulande ihren Teil vom lukrativen Kuchen sichern.
Über die Bankenbranche hinaus geht der Schulterschluss aber nicht. Denn gestern gab mit den SBB ein urschweizerisches Unternehmen bekannt, dass es auf Apple Pay setzt: Auf der SBB-App kann man jetzt mit dem US-Dienst bezahlen und muss den SBB die Kreditkarten-Daten nicht mehr angeben. Von Twint dagegen ist auf der App nichts zu sehen.
Eine Twint-Sprecherin sagt dazu: «Wir sind mit den SBB im Gespräch und werden ab Herbst technisch für App-Zahlungen bereit sein.» Bedauert Twint, erst nach Apple Pay zum Zug zu kommen? «Die Schweiz ist immer noch ein Bargeldland. Alles, was die Akzeptanz von bargeldlosem Zahlen vergrössert, begrüssen wir.»
Zur Erinnerung: BLICK schrieb zur Einführung der neuen 20er-Note Mitte Mai: Niemand hortet mehr Bargeld als die Schweizer – und es wird immer mehr.
«Twint ist billiger und besser»
Anders als Twint nervt sich der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser (56) enorm über die Entscheidung der SBB, auf Apple Pay zu setzen: «Dass wir jetzt einen amerikanischen Dienst vorgesetzt bekommen, statt von einer Schweizer Lösung profitieren zu können, ist typisch Schweiz!», sagt Noser. «Apple Pay funktioniert nach US-Recht. Wollen wir nicht, dass wir mit einem Dienst bezahlen, der nach Schweizer Recht funktioniert? Twint hat ausserdem die billigere und bessere Technologie als Apple Pay.»
Die SBB kontern: «Die SBB gingen bereits Ende 2014 eine strategische Partnerschaft ein. Im Rahmen eines Pilotprojekts im Bahnhof Bern wird die Markt- und Kundenakzeptanz von Twint an Billettautomaten bereits getestet.»
Weiter erklären die Bundesbahnen den Grund dafür, warum man noch nicht ganz so weit ist wie mit Apple Pay: «Eine Akzeptanz von Twint bedarf einer Anpassung der technischen Infrastruktur und kann nicht ohne Aufwand mit der vorhandenen Kartenakzeptanz abgedeckt werden.» Bei Apple Pay oder Samsung Pay sei dies dagegen der Fall. (kst)