SBB-Chef Vincent Ducrot
«Manchmal schäme ich mich, wenn ich die Berichte unserer Kunden lese»

Der SBB-Chef verspricht Verbesserungen bei der Qualität der Nachtzüge und stellt in Aussicht, dass ab nächstem Jahr einfacher Tickets für internationale Reisen im Zug gekauft werden können.
Publiziert: 09.12.2023 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2023 um 18:05 Uhr
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Vincent Ducrot SBB-CEO sagt, dass sein Unternehmen den Fachkräftemangel stark spüre.
Foto: keystone-sda.ch

Während in diesen Tagen die Züge in unserem Nachbarland Deutschland durch Streik und Winter zum Stehen kamen, ist man hierzulande mehrheitlich stolz auf unsere Bundesbahn.

Doch der SBB-CEO hat nicht nur Grund zur Freude, wie er in einem Interview am Samstag berichtet. So sagt Vincent Ducrot (61) gegenüber der Medien von CH-Media: «Manchmal schäme ich mich, wenn ich die Berichte unserer Kundinnen und Kunden zum Zustand der Nachtzug-Flotte lese. Dafür entschuldige ich mich.» Man sei vom Erfolg überrannt worden – und gelobt Besserung. Die ÖBB und Trenitalia hätten neues Rollmaterial bestellt. Bis dieses geliefert ist, brauche es Geduld.

Verbindung ohne Umsteigen nach London

Die SBB wollen das nächtliche Angebot weiter ausbauen und künftig auch Nachtzüge nach Rom, Barcelona und allenfalls Neapel einführen.

Ebenfalls stellt Ducrot in Aussicht, dass man künftig ohne Umsteigen von der Schweiz direkt nach London fahren kann. SP-Nationalrat Matthias Aebischer (56) hatte eine solche Direktverbindung gefordert. Man warte noch eine entsprechende Studie ab, sagte der SBB-Chef. Ebenfalls verspricht er, dass ab nächstem Jahr endlich auch Onlinetickets für internationale Bahnverbindungen erhältlich sein sollen. 

Weiter wollen die SBB das Angebot im Freizeitverkehr stark ausbauen, vor allem am Wochenende. «Unter der Woche brauchen wir den verlässlichen Grundtakt, aber am Wochenende können wir mehr differenzieren». Zudem möchten die SBB künftig an jedem Grossanlass wie Schwingfesten noch stärker präsent sein. 

SBB spürt Fachkräftemangel

Die SBB haben allerdings wie viele Unternehmen Mühe, genügend Mitarbeiter zu finden, sagt Ducrot. «Der Fachkräftemangel ist unsere grösste Herausforderung.» Das Unternehmen habe über 1000 offene Stellen, vor allem im technischen Bereich und bei Stellen mit unregelmässigen Arbeitszeiten.

Viele Jüngere wollten diese Arbeitsbedingungen nicht mehr, ausserdem habe man auch einen immer höheren Teilzeit-Anteil. Jedes Jahr würden rund 1000 SBB-Angestellte pensioniert, diese zu ersetzen sei nicht einfach, klagt Ducrot. «In einigen Berufen wird uns die Digitalisierung helfen, effizienter zu werden. Diese Chancen müssen wir stärker nutzen», so der SBB-Boss. (sie) 

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