Riesiger Finanzskandal – ihr droht sogar die Todesstrafe
Immo-Mogulin zockte 11 Milliarden Franken ab

Truong My Lan soll 42'000 Landsleute im ganz grossen Stil abgezockt haben. Der Chauffeur der Immo-Mogulin habe Pakete voller Bargeld in ihre Residenz gefahren. So lief der gigantische Finanzskandal ab.
Publiziert: 18.03.2024 um 20:30 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2024 um 10:40 Uhr
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Truong My Lan erscheint am 5. März 2024 in Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam) zum Prozess.
Foto: AFP

Vietnam steht unter Schock: Der grösste Finanzskandal in der Staatsgeschichte rüttelt das Land gerade gewaltig durch. Im Zentrum steht die mächtige Immobilienentwicklerin Truong My Lan (67). Der Vorwurf: Abzocke. Und das im ganz grossen Stil. Es geht um unfassbare 304 Billionen Dong – umgerechnet etwa 11 Milliarden Franken. Die Sonntagszeitung hat als erstes Medium in der Deutschschweiz über den Fall berichtet.

Die Hauptangeklagte Truong My Lan, Chefin des Immobilienentwicklers Van Thinh Phat Holdings, soll über Jahre hinweg das Finanzsystem ausgehöhlt haben. Unter anderem habe sie die Saigon Commercial Bank (SCB), an der sie beteiligt war, um gigantische Summen erleichtert. Die Masche: Truong soll über 1000 in- und ausländische Tochterfirmen und Scheingesellschaften gegründet haben, um so mehr als 40 Milliarden Dollar an Krediten zu erschleichen – rund ein Drittel davon soll sie mittels dieser «Geisterfirmen» abgezweigt haben. In einem lokalen Medienbericht heisst es, ihr Chauffeur habe ganze Bargeld-Pakete in ihre Residenz gefahren.

Grosse Proteste in Hanoi

Truong My Lan droht bei Verurteilung die Todesstrafe. Sie soll aber nicht alleine gehandelt haben. Um sie herum gebe es ein Netzwerk aus Familie und Verbündeten. Das vietnamesische Ministerium für öffentliche Sicherheit hat 85 Personen angeklagt – darunter Regierungsbeamte und Vertraute der Immobiliengruppe Van Thinh Phat sowie der Bank SCB. Sogar 15 Mitarbeitende der Zentralbank Vietnams sollen der Immobilienmogulin geholfen haben.

Die vietnamesische Bevölkerung ist wütend. Es kam bereits zu Protesten in der Hauptstadt Hanoi und in der Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt. Eine Seltenheit im kommunistischen Einparteienstaat, der keine abweichenden Meinungen duldet. Andererseits auch nicht verwunderlich, denn weil auch die SCB in den Skandal involviert ist, sind auch deren Kunden betroffen. Die Polizei hat bereits rund 42'000 Opfer ausgemacht.

Politisch umstritten

Die Affäre bringt neben den Protesten auch das ganze Bankensystem Vietnams ins Wanken. Gegenüber Yahoo News fordern Experten strengere Regulierungen und intensivere Prüfungen, um derartige Vorfälle künftig zu verhindern.

Auch politisch birgt der Skandal Sprengstoff. Der Generalsekretär der regierenden kommunistischen Partei Vietnams, Nguyen Phu Trong, liess verlauten, dass die seit 2016 angelaufenen Anti-Korruptionsbemühungen noch lange nicht am Ende seien. Dank dieser Kampagne konnte Truong My Lan erst vor Gericht gebracht werden. Gleichzeitig hagelt es im Land aber auch Kritik: Die Korruptionsbekämpfung sei bloss vorgeschoben und diene nur dazu, die Legitimität der Partei zu stärken.

Ausgerechnet Vietnam

Bei Ökonomen geht derweil die Angst um: Die Anti-Korruptionswelle könnte die wirtschaftliche Stabilität Vietnams gefährden. Tatsächlich: Lokale Behörden und Beamte zögern, Infrastrukturinvestitionen zu genehmigen – die Angst vor Korruptionsvorwürfen lähmt. Experten warnen, dass gerade die Untersuchungen im privaten Sektor das Geschäftsklima stark beeinträchtigen und eine allgemeine Furcht vor der kommunistischen Partei und deren Ermittlungen schüren.

Das Land, das einst als ökonomischer Hoffnungsträger galt, ist nun Schauplatz eines riesigen Finanzskandals. Vietnam, ein Land im Strudel von Gier und Korruption, kämpft um seinen Ruf und um die Zukunft seiner Wirtschaft. (nim)

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